Gesundheitswesen 2010; 72 - V295
DOI: 10.1055/s-0030-1266501

Hormonelle Expositionen und das Risiko für ein Uvealmelanom

T Behrens 1, L Kaerlev 2, I Cree 3, J Lutz 4, N Afonso 5, M Eriksson 6, P Guenel 7, F Merletti 8, M Morales 9, A Stengrevics 10, W Ahrens 1
  • 1Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Bremen
  • 2Department of Epidemiology, University of Aarhus, Aarhus
  • 3Institute of Ophthalmology, University College London, London
  • 4Dept of Chronic Disease Epidemiology, National Institute for Cancer Epidemiology and Registration (NICER), ISPM Zürich, University of Zürich, Zürich
  • 5Serviço de Oncologia Médica, Instituto Portugues de Oncologia, Porto
  • 6Department of Oncology, Lund University Hospital, Lund
  • 7INSERM Unité 754, Villejuif Cedex
  • 8Unit of Cancer Epidemiology, University of Turin, Turin
  • 9Unit of Public Health and Environmental Care, Department of Preventive Medicine, University of Valencia, Valencia
  • 10Latvia Cancer Registry, Riga

Einleitung/Hintergrund: Verschiedene Studien legen einen Einfluss hormoneller Expositionen auf das Risiko, an einem Uvealmelanom zu erkranken, nahe. In einer multizentrischen Fall-Kontrollstudie aus neun europäischen Ländern untersuchten wir die Assoziation zwischen dem Auftreten eines Uvealmelanoms und der therapeutischen Einnahme von Hormonen bzw. weiterer Proxy-Variablen für eine hormonelle Exposition. Material und Methoden: Inzidente Fälle eines Uvealmelanoms und Bevölkerungs- sowie Krankenhauskontrollen wurden für die Studie rekrutiert und nach Land und 5-Jahres-Geburtskohorte häufigkeitsgematcht. Weibliche Studienteilnehmer wurden nach der Zahl ihrer Geburten und Schwangerschaften, der Einnahme oraler Kontrazeptiva sowie der Einnahme einer menopausalen Hormonersatztherapie und anderer hormoneller Therapien gefragt. Weitere Fragen bezogen sich auf Proxy-Variablen für hormonelle Status wie z.B. einer bilateralen Ovarektomie oder des Vorliegens einer Lebererkrankung. Bei männlichen Teilnehmern wurde ein früherer beruflicher Umgang mit Ölen, die polychlorinierte Biphenyle (PCB) enthielten, ermittelt. Unbedingte logistische Regressionsanalysen, adjustiert für Land, 5-Jahres-Geburtskohorte, Augenfarbe, Häufigkeit einer Schädigung der Augen durch UV-Licht, Hautfarbe, Bräunungstendenz der Haut) wurden berechnet. Alle Analysen wurden nach Geschlecht stratifiziert. Analysen für eine PCB-Exposition wurden für sieben unabhängige Tests nach dem Bonferroni-Verfahren korrigiert. Ergebnisse: 293 Fälle (165Männer, 128 Frauen) und 3.198 Kontrollpersonen (2.121Männer, 1.077 Frauen) wurden in die Analyse eingeschlossen. Für Frauen wurden keine positiven Assoziationen mit einer hormonellen Therapie, der Einnahme von oralen Kontrazeptiva oder einer der erhobenen hormonellen Statusvariablen beobachtet. Für Männer zeigten sich erhöhte Risiken für einen beruflichen Umgang mit PCB-haltigen Ölen bzw. Motorölen (OR=4,28; 99,3% KI 1,05–17,33). Die Analysen beruhten dabei nur auf wenigen exponierten Personen (6 Fällen). Eine Exposition gegenüber PCB-haltigen Ölen allein war nicht mit einem statistisch signifikant erhöhten Risiko assoziiert (OR=2,98; 99,3% KI 0,59–15,05). Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen überwiegend nicht die Hypothese eines hormonellen Einflusses auf die Karzinogenese eines Uvealmelanoms. Ein möglicherweise erhöhtes Risiko durch hormonartige Einwirkungen PCB-haltiger Öle und Motoröle muss in weiteren Studien überprüft werden.