Gesundheitswesen 2010; 72 - V283
DOI: 10.1055/s-0030-1266489

Gesundheitswissenschaftler und Apotheken – Ergebnisse eines Telefoninterviews mit zehn Gesundheitsexperten

I Fleer 1, D Puteanus 1
  • 1Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit NRW, Düsseldorf

Einleitung/Hintergrund: Zur Etablierung und Umsetzung sozialpharmazeutischer Themen bietet das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW) und die Akademie für öffentliches Gesundheitswesen einmal jährlich eine 2-tägigie Veranstaltung im Bereich der Sozialpharmazie an. Im letzten Jahr wurde der Bereich Gesundheitsförderung thematisiert. Die Beiträge auf dieser Veranstaltung sind schriftlich dokumentiert worden. Um weitere Ideen, Anregungen und Einschätzungen für die Weiterentwicklung der Umsetzung von Gesundheitsförderung in und durch Apotheken zu erhalten, wurden zehn Gesundheitswissenschaftler in einem Telefoninterview befragt. Material und Methoden: Für das Interview wurden universitäre Gesundheitswissenschaftler mit Public Health Hintergrund ausgewählt und per E-Mail angeschrieben. Bei den Fragen ging es einerseits um die Wahrnehmung der derzeitigen Rolle und Funktion von Apotheken aus gesundheitswissenschaftlicher Sicht, andererseits aber auch darum, welche Aufgabenfelder von Apotheken im öffentlichen Gesundheitswesen ausgebaut oder neu übernommen werden könnten. Ergebnisse: Anhand der Experteninterviews wurde deutlich, dass Apotheken derzeit nur wenig von Gesundheitswissenschaftlern als Bestandteil des öffentlichen Gesundheitswesens ernst und wahrgenommen werden. Potenziale werden erstens in der Mitarbeit in Netzwerken zur Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung gesehen und zweitens durch die Schaffung eines Zugangs zu den in Apotheken erhobenen Daten beispielsweise im Bereich der Selbstmedikation. Schwierigkeiten bei der Umsetzung weiterer Public Health Ziele werden vor allem durch das Spannungsfeld von individueller, neutraler Beratung und den bestehenden Verkaufsinteressen gesehen. Diskussion/Schlussfolgerung: Es bedarf viel Eigeninitiative und Bereitschaft der Apothekerschaft auf andere Berufsgruppen zu zugehen, um von den Gesundheitswissenschaftlern als aktiver Bestandteil im öffentlichen Gesundheitswesen Anerkennung zu erfahren. Die Umsetzung von ortsspezifischen oder apothekenspezifischen Aktionen bzw. Aktivitäten könnte den Apothekern einen hohen Mehrwert für den Apothekenalltag bringen. Dieses Potenzial gilt es durch Fort- und Weiterbildungsangebote, auch interdisziplinärer Art, motivierten Apothekern nahe zu bringen und so Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, Gesundheitsförderung in den Apothekenalltag zu integrieren.