Gesundheitswesen 2010; 72 - V279
DOI: 10.1055/s-0030-1266485

Konstruktion des Sozialindex in den Einschulungsuntersuchungen unter Berücksichtigung eines faktoranalytischen Modells des Sozialstatus

S Oberwöhrmann 1, S Bettge 1, S Hermann 1, G Meinlschmidt 1
  • 1Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, Land Berlin, Berlin

Hintergrund: Bereits seit 1999 wird im Land Berlin bei den Einschulungsuntersuchungen ein sozialer Schichtindex berechnet. Die erhobenen Merkmale und die Berechnung des Schichtindex sind in den letzten Jahren weiterentwickelt worden, seit 2007 wird zusätzlich zu den bisherigen Variablen Schulbildung und Erwerbsstatus auch die berufliche Bildung der Eltern erfasst. Mittels Faktorenanalyse wurde ein klares und gut interpretierbares Modell der sozialen Lage erstellt (vgl. Abstract von Bettge et al.), dessen Sozialstatusfaktor jedoch für den alltäglichen Einsatz in der Routineauswertung der Daten nicht geeignet ist. Er soll aber als Orientierung für die Berechnung eines neuen Punkteindex herangezogen werden. Material und Methoden: Grundlage sind die Daten der Einschulungsuntersuchung des Landes Berlin aus den Jahren 2007 und 2008 (N=52.699). Die Variablen zur Schulbildung, Berufsausbildung und Erwerbsstatus von Mutter und Vater bestehen jeweils aus vier ordinalen Kategorien, für die je Variable zwischen 0 und 3 Punkten vergeben werden. Durch Addition der Punktwerte wird ein Gesamtpunktwert der Eltern mit einem Werterange von 0 bis 18 Punkten gebildet. Für die Unterteilung in drei Gruppen werden drei verschiedene Vorgehensweisen exploriert: Drittelung der Population, Drittelung des Wertebereichs, Einteilung der Gruppen gemäß dem Sozialstatusfaktor aus der Faktorenanalyse. Ergebnisse: Die drei verschiedenen Einteilungen des Punktwertebereichs führen erwartungsgemäß zu sehr unterschiedlichen Gruppenbildungen. Während bei der Drittelung der Population (32%, 34%, 34%) und der Einteilung gemäß dem Sozialfaktor (23,1%, 51,5%, 25,3%) die Gruppengrößen methodisch bedingt quasi vorgegeben sind, ergibt die Drittelung des Wertebereichs eine deutlich davon abweichende Gruppenverteilung: demnach gehören 15,8% der Familien der niedrigen Statusgruppe, 28,8% der mittleren und 55,5% der hohen Statusgruppe an. Diskussion und Schlussfolgerungen: Vor- und Nachteile der drei Modelle werden unter methodischen und inhaltlichen Gesichtspunkten diskutiert. Dabei werden die Homogenität innerhalb der gebildeten Statusgruppen, ihre Trennschärfe sowie die Nutzbarkeit für die Gesundheitsberichterstattung berücksichtigt. Die Statusgruppeneinteilung gemäß dem Sozialstatusfaktor aus der Faktorenanalyse wird für den zukünftigen Einsatz favorisiert.