Gesundheitswesen 2010; 72 - V261
DOI: 10.1055/s-0030-1266463

Determinanten des initialen Stillens: Ergebnisse der Interventionsstudie STELLA im Vergleich zur bayerischen Stillstudie 2005/2006

N Meyer 1, H Spegel 1, L Hendrowarsito 1, U Schwegler 1, H Fromme 1, G Bolte 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München

Hintergrund: Die prospektive Kohortenstudie zum Stillverhalten in Bayern 2005/2006 ergab, dass die Stillraten regional sehr unterschiedlich sind und dass ein Gesundheitsförderungspotenzial in der Verbesserung der qualifizierten Beratung von Müttern liegt. Ziel des Interventionsprojekts STELLA 2008/2009 ist, das Stillen durch verbesserte Rahmenbedingungen in Kliniken zu fördern. Material und Methoden: STELLA ist eine klinikbasierte und gemeindebezogene Interventionsstudie in Niederbayern. (1) Interventionsphase: Weiterbildung des Personals von 10 Geburtskliniken in Niederbayern und von Nachsorgehebammen auf Basis der WHO/UNICEF-Kriterien der „Zehn Schritte zum erfolgreichen Stillen“ von Mai bis Dezember 2008. (2) Ergebnisevaluation: prospektive Kohortenstudie zum Stillverhalten von Müttern aus der Interventionsregion bis zu 4 Monate nach Geburt ihres Kindes. Vergleich der Ergebnisse Kohortenstudie 2009 mit denen der Stillstudie 2005. Ergebnisse: Aus der Kohortenstudie 2005/2006 liegen Daten von 414 Frauen aus Niederbayern vor (Response 48%), aus der Interventionsstudie 2008/2009 Daten von 604 Frauen (Response 54%). Bivariate Analysen ergaben keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Studien hinsichtlich soziodemographischer Merkmale wie Alter, Bildung und Familienstand. Deutliche Unterschiede gab es jedoch hinsichtlich der Kaiserschnittrate, der Aufenthaltsdauer im Krankenhaus, der 24-Stunden-Rooming-in Rate, der Schnullergabe sowie der Zufütterungsrate in den ersten 2–6 Tagen nach der Geburt. Die initiale Stillrate lag in beiden Studien bei 74 Prozent. In den multiplen Analysen zeigten sich in beiden Studien hinsichtlich des initialen Stillens insbesondere die Stillerfahrung beim vorherigen Kind sowie die Einstellung des Partners und der eigenen Mutter als Determinaten. Die Schulbildung und das Rauchverhalten zum Zeitpunkt der Befragung waren nur in der Stillstudie 2005/2006 mit dem initialen Stillen assoziiert. Eine Frühgeburt erwies sich in der Stillstudie als Risikofaktor für den Stillbeginn, während in der STELLA-Studie Frühgeborene deutlich häufiger initial gestillt wurden als reif geborene Kinder. Schlussfolgerung: Trotz unveränderter Initialstillraten ergab der Vergleich der beiden Kohortenstudien deutliche Schulungseffekte. Projektförderung: Gesundheitsinitiative Gesund.Leben.Bayern. des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit.