Gesundheitswesen 2010; 72 - V246
DOI: 10.1055/s-0030-1266448

Allergie und Schule – was juckt mich das? Ergebnisse der 2. Projektphase 2009 eines Grundschul-Projektes in Bielefeld

R Bornemann 1, K Hagemeister 2
  • 1Sozialmedizin, FB4 Sozialwesen, Fachhochschule Bielefeld, Bielefeld
  • 2Schwerpunkt Allergologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin/Allergologie, Evangelisches Krankenhaus Bielefeld (EvKB), Bielefeld

Einleitung: Allergische Erkrankungen spielen im Kindesalter eine große Rolle. In einem seit 2007 laufenden Grundschulprojekt der Allergologie-Kindertagesklinik des Ev. Krankenhaus Bielefeld, zusammen mit der Bielefelder Bürgerstiftung und dem Schulamt der Stadt Bielefeld, werden bei Drittklässlern 1) Prävalenzdaten, 2) Kenntnisse zu allergischen Erkrankungen, und 3) Gesundheitseinstellungen erhoben; ferner soll 4) betroffenen und nichtbetroffenen Schülern ein angemessener Umgang mit diesen Krankheiten vermittelt werden. Probanden/Methoden: Kernstück ist eine zweistündige Unterrichtseinheit mit kindgerechter Wissens- und Einstellungsvermittlung zu allergischen Erkrankungen. Jeweils eine Woche davor und danach –1. bzw. 2. Untersuchungszeitpunkt (UZP) – erfolgte eine Befragung der Schüler mittels Fragebogen zur gegebenenfalls eigenen Betroffenheit, zu Kenntnissen über allergische Erkrankungen sowie zu allgemeinen Gesundheitseinstellungen (KIDSCREEN®). Ebenfalls befragt wurden Eltern und Lehrkräfte. Ergebnisse: Von 48 Grundschulen in Bielefeld nahmen 24 teil, mit 66 3. Klassen und 1478 Schülern. Der Rücklauf zum 1. UZP betrug 1389 und zum 2. UZP 1128 Fragebogen (bei 1451 an der Befragung Teilnehmenden). Der Altersdurchschnitt betrug 8,9 Jahre. Die Frage „Hast Du selbst eine Allergie, Asthma oder Neurodermitis?“ bejahten zum 1. UZP 399/1389 Kinder (28,7%), zum 2. UZP 369/1128 Kinder (32,7%). 388/399 machten nähere Angaben zum 1. UZP. Dabei gaben 222/1389 (16,0%) an, eine Allergie zu haben, 52 (3,7%) Asthma, 45 (3,2%) Neurodermitis.

Tab. 1: Prävalenzvergleich allergischer Erkrankungen eigene vs. KIGGS-Daten:

Angaben in %, *incl. Mehrfachnennungen, **ohne Mehrfachn., ***„Heuschnupfen“, ****mind. 1 atopische Erkr.

Allergie

Asthma

Neurodermitis

Sonstiges

Gesamt

eigene Daten
(1. UZP)

16,0

3,7

3,2

5,0*

27,9**

KIGGS-Daten (12-Mo-P)

8,7***

3,2

7,8

n.a.

16,7****

Auf die z.B. gestellte Wissensfrage „Werden beim Asthma die Luftwege eng?“ trafen die richtige Antwort „ja“ zum 1. UZP 468/933 (50,2%) und zum 2. UZP 827/942 (87,8%) der hierauf antwortenden Kinder. Die beiden falschen Antworten („nein“, „weiß nicht“) trafen zum 1. UZP 465 (91+374, 49,8%) und zum 2. UZP 115 (28+87, 13,9%) der antwortenden Kinder (p<0,001). Diskussion/Schlussfolgerungen: Die eigene kinderseitig berichtete Punktprävalenz allergischer Erkrankungen erscheint hoch ggü. den elternseitig berichteten KIGGS-Daten. Möglicherweise überschätzen die Kinder ihre Betroffenheit insbes. von Allergien. Das Wissensdefizit war erheblich und konnte deutlich gebessert werden. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Beschäftigung mit allergischen Erkrankungen in Grundschulen.