Gesundheitswesen 2010; 72 - V245
DOI: 10.1055/s-0030-1266447

Schwierigkeiten in der Familie während der frühen Kindheit und die Entwicklung allergischer Erkrankungen im Vor- und Grundschulalter

A Bockelbrink 1, C Hohmann 1, S Lau 1, S Willich 1, U Wahn 1, T Keil 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin, Berlin

Einleitung: Einige Studien konnten einen Zusammenhang zwischen frühen psychosozialen Lebensereignissen und Belastungssituationen mit der Entwicklung allergischer Erkrankungen im Kindesalter zeigen. Zielsetzung dieser Analyse der Multizentrischen Allergiestudie (MAS) war es deshalb, den Zusammenhang von Schwierigkeiten im frühen familiären Zusammenleben mit der Entwicklung allergischer Erkrankungen bis ins Schulalter zu untersuchen. Material und Methoden: In MAS, einer Geburtskohortenstudie mit 1314 rekrutierten Kindern in fünf deutschen Städten, wurden mittels Selbstausfüllfragebogen zu verschiedenen Zeitpunkten innerhalb der ersten beiden Lebensjahre des Studienkindes Informationen zu Schwierigkeiten des familiären Zusammenlebens erhoben. Gefragt wurde nach der allgemeinen Stimmung in der Familie, Gesundheit, Lebenszufriedenheit sowie Verständnis zwischen den Eltern und zwischen Eltern und Kind. Als Zielgrößen wurden allergische Erkrankungen im Kindergarten- und Grundschulalter berücksichtigt. Kindliches Wheezing (typisches Asthmasymptom), allergische Rhinitis und atopische Dermatitis wurden durch standardisierte, an ISAAC angelehnte Elternfragebögen, erfasst. Wenn zu mindestens einem Zeitpunkt im Alter zwischen drei und zehn Jahren Symptome berichtet wurden, wurde das Kind als erkrankt gewertet. Ergebnisse: In die Auswertung konnten insgesamt 1039 Kinder eingeschlossen werden. Von diesen Kindern litten im Alter von 3–10 Jahren 11% an Wheezing, 21% an allergischer Rhinitis und 31% an atopischer Dermatitis. Wheezing war mit allen erhobenen Aspekten des familiären Zusammenlebens in den ersten 2 Lebensjahren assoziiert. Besonders deutliche Zusammenhänge zeigten sich für schlechte Stimmung in der Familie allgemein (OR* 1,38; 95% CI [1,14–1,82]), niedrige Lebenszufriedenheit (OR* 1,42; 95% CI [1,04–1,95]) und mangelndes Verständnis zwischen den Eltern und dem Kind (OR* 1,40; 95% CI [1,01–1,94]). Weder für allergische Rhinitis noch für atopische Dermatitis zeigten sich Zusammenhänge mit einer der Einflussgrößen. (*OR adjustiert für elterliche Allergie, Schulbildung der Mutter und Studienort). Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse bestätigen für das Auftreten von Asthmasymptomen andere Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Zusammenleben in der Familie und allergischen Erkrankungen bei Kindern