Gesundheitswesen 2010; 72 - WS51
DOI: 10.1055/s-0030-1266432

Schlafstörungen in der Pflegeheimpopulation. Verbreitung und Einfluss auch individuelle Fähigkeiten. (eingeladener Vortrag)

V Garms-Homolová 1, G Röhnsch 2, K Theiss 2, U Flick 2
  • 1ASH University of Applied Sciences, Berlin
  • 2ASH, Berlin

Einleitung/Hintergrund: In der Forschung, deren Übersicht in diesem Workshop präsentiert wird, kommt Schlafstörungen hochbetagter Pflegeheimbewohner nicht die Aufmerksamkeit zuteil, die ihnen angesichts der Häufigkeit und Bedeutung für das Wohlbefinden zukommen müsste. Unser Referat soll zur Schließung dieser Forschungslücke beitragen. Wir werden die Prävalenz von zwei Formen der Schlafstörungen in der Population mehrfacherkrankter Pflegeheimbewohner darstellen und die Annahme untersuchen, dass Schlafstörungen negative Auswirkungen auf deren Funktionsstatus ausüben. Material/Methoden: Analysiert wurden Assessmentdaten von drei Querschnittsstichproben von Pflegeheimbewohnern (n2006=2577; n2007=2443; n2008=2484, Altersdurchschnitt im Jahre 2006=79,9 Jahre, SD=13,801). Erhoben wurden diese Daten in 36 Heimen in Berlin mithilfe des Minimum Data Set (MDS) des Resident Assessment Instrument (RAI 2.0 (Morris et al 1995; deutsche Version Garms-Homolová, & Gilgen, 2000) jeweils im Oktober. Wir verwendeten das „structural equation modeling“ (SEM) um die Wechselbeziehung zwischen der Funktionsfähigkeit und Schlafstörungen zu testen. Ergebnisse: Schlafstörungen wurden bei mehr als der Hälfte der Bewohner gefunden, 37,3% litten an Insomnie (5,4% jede Nacht), 29,6% an „nicht erholsamem Schlaf“. Keine geschlechtsspezifischen Ergebnisse wurden gefunden, jedoch eine signifikante Prävalenzabnahme mit zunehmendem Alter. Die ADL-Funktion, Kommunikationsfähigkeit und das „soziales Engagement“ der Personen mit und ohne Schlafstörungen differierten signifikant voneinander, kognitive Fähigkeiten unterschieden sich nicht. Die Ergebnisse von SEM zeigten, dass die Funktionsbeeinträchtigungen zu den Schlafstörungen beitragen. Unsere Hypothese wird unterstützt, dass auch die umgekehrte Beziehung besteht: Der Funktionsstatus wird durch die Schlafstörungen negativ beeinflusst. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Studie zeigt einerseits die große Häufigkeit von Schlafstörungen in der Pflegeheimpopulation, andererseits deckt sie die reziproke Beziehung zwischen Schlafstörungen und den Fähigkeiten der Bewohner (ADL, Kommunikation, soziale Beteiligung) auf. Die Resultate sprechen dafür, dass Personen mit Schlafstörungen eine besondere Förderung und Aktivierung erfahren müssten. Jedoch zeigt unsere Analyse, dass es gerade die von Schlafstörungen Betroffenen sind, die weit weniger aktiviert werden, als Personen ohne Schlafstörungen. (Förderung:BMBF, Studie gehört zum AMA-Verbund)