Gesundheitswesen 2010; 72 - MDK5
DOI: 10.1055/s-0030-1266399

Wie entwickeln wir die Pflege weiter? Expertenstandard zur Förderung der Harnkontinenz in der Pflege

K Schlegel 1
  • 1Beratung Vitale, Berlin

Welche Rolle spielt das Thema Kontinenzförderung in der Altenpflege? Welche pflegerischen Möglichkeiten und Grenzen gibt es bei der Umsetzung des Expertenstandards? Der Expertenstandard des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) Förderung der Harninkontinenz in der Pflege – liegt seit April 2007 in der praxiserprobten Version vor. Von den sechs Expertenstandards, die für die Pflege im Rahmen des SGB IX relevant sind, wird Kontinenzförderung in der Umsetzung am wenigsten betrachtet. Viele Betroffene und Pflegekräfte glauben, dass Inkontinenz zum Alterungsprozess dazugehört. Harninkontinenz kann aber jeden Menschen treffen. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich um ein schambehaftetes Thema handelt, auch wenn es einen großen Teil der täglichen pflegerischen Arbeit ausmacht. Die Umsetzung der Inhalte der Expertenstandards stellt hohe Ansprüche an das Management und die Mitarbeiter. Die Sensibilisierung aller an der Versorgung Beteiligten benötigt viel Einfühlungsvermögen und muss eine Diskussion um pflegerische Werte beinhalten. Das Umdenken von „Da können wir doch nichts mehr tun“ hin zur Frage „Welche Lebensqualität bringt eine Förderung der Harnkontinenz?“ erfordert zeitliche Ressourcen und eine fachlich kompetente Begleitung der Mitarbeiter und Pflegebedürftigen. Es geht nicht darum, das Unmögliche möglich zu machen, sondern vielmehr um die gezielte Analyse der Situation. Mithilfe verschiedener Methoden wie der Bestimmung von Behandlungsmöglichkeiten ist eine Verbesserung der Kontinenzsituation in vielen Fällen möglich. Wichtig ist es, den professionellen Blick für dieses Thema zu schärfen und dort zu fördern, wo es möglich erscheint. Diesen Auftrag haben alle an der Versorgung Beteiligten.