Gesundheitswesen 2010; 72 - V211
DOI: 10.1055/s-0030-1266392

Einfluss der täglichen mittleren Lufttemperatur auf die Mortalität in Städten und Landkreisen Bayerns

S Breitner 1, K Wolf 1, J Cyrys 2, H Wichmann 1, A Peters 1, A Schneider 1
  • 1Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Neuherberg
  • 2Wissenschaftszentrum Umwelt – WZU, Universität Augsburg, Augsburg

Hintergrund: Zusammenhänge zwischen der Lufttemperatur und der Zahl der täglichen Todesfälle sind durch zahlreiche Studien nachgewiesen. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss der Temperatur auf die Mortalität in Städten und Landkreisen Bayerns zu untersuchen. Material und Methoden: Anzahlen täglicher Sterbefälle aufgrund von natürlichen Todesursachen für die Städte München, Nürnberg und Augsburg sowie den Landkreisen München, Rosenheim, Augsburg und Fürstenfeldbruck wurden vom bayerischen Landesamt für Statistik und Datenerhebung für den Zeitraum 1990 bis 2006 zur Verfügung gestellt. Meteorologische Daten für die Städte und Regionen wurden vom Deutschen Wetterdienst sowie vom Bayerischen Landesamt für Umwelt bezogen. Der Zusammenhang zwischen 2- bzw. 14-Tage-Mitteln der mittleren Tagestemperatur und täglicher Mortalität wurde mittels semiparametrischer Poisson-Regressionsmodelle untersucht. Dabei wurden die Analysen im ersten Schritt für alle Städte und Landkreise getrennt durchgeführt. Als mögliche Störgrößen der Temperatur-Mortalitäts-Beziehung wurden zeitlicher Trend, Saison, Influenzawellen, Kalendereffekte, relative Feuchte und Luftdruck berücksichtigt. Städte- bzw. Landkreis-spezifische Expositions-Wirkungsbeziehungen zwischen Temperatur und Mortalität wurden im Anschluss mittels Meta-analytischer Modelle zu einem Gesamtschätzer zusammengefasst. Darüber hinaus wurden Geschlecht und Alter als mögliche Effektmodifizierer analysiert. Ergebnisse: Insgesamt zeigte sich eine signifikante Assoziation der natürlichen Mortalität mit den 2-Tage-Mitteln der Temperatur oberhalb eines Schwellenwertes. So führte ein Anstieg des 2-Tage-Mittels um 5°C oberhalb des Schwellenwertes von 20°C zu einem Anstieg des Gesamtmortalitätsrisikos (Relatives Risiko (RR): 1.015; 95%-Konfidenzintervall (95%-KI): 1.009–1.020). Im Gegensatz dazu konnten für die 14-Tage-Mittel generell Assoziationen für abfallende Temperaturen gesehen werden, mit einem RR von 1.038 (95%-KI: 1.026–1.050) für einen Abfall um 5° C. Außerdem war ein leicht erhöhtes Risiko für Frauen im Vergleich zu Männern zu erkennen. Des Weiteren waren vor allem ältere Menschen von Temperatureffekten betroffen. Schlussfolgerungen: In diesem Projekt konnte ein Zusammenhang zwischen ansteigenden bzw. abfallenden Temperaturen und Mortalität beobachtet werden. Mögliche Präventionsschritte für vulnerable Teile der Bevölkerung sollten somit Maßnahmen bzw. Empfehlungen sowohl für Hitze als auch für Kälte beinhalten.