Gesundheitswesen 2010; 72 - V138
DOI: 10.1055/s-0030-1266318

Wann führen Führungskräfte gesund? – Bedingungsfaktoren gesundheitsförderlichen Führungshandelns

B Wilde 1, S Hinrichs 1, H Schüpbach 2
  • 1Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg
  • 2FH Nordwestschweiz, Hochschule für Angewandte Psychologie, Olten

Führungskräften kommt insbesondere vor dem Hintergrund von zahlreichen Veränderungen in der Arbeitswelt eine große Bedeutung in der betrieblichen Gesundheitsförderung zu. Sie können aus zweierlei Gründen Zielgruppe der betrieblichen Gesundheitsförderung sein. Zum einen ist ihre eigene Tätigkeit mit Gesundheitsgefährdungen verbunden, zum anderen haben sie einen Einfluss auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Entsprechend den Ergebnissen einer umfassenden Literaturrecherche haben Führungskräfte verschiedene Möglichkeiten, die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter positiv zu beeinflussen. Gesundheitsförderliches Führungshandeln beinhaltet mitarbeiterorientiert-unterstützendes Führungshandeln, die Gestaltung gesundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen sowie das Engagement für die betriebliche Gesundheitsförderung. Im Rahmen einer Fragebogenstudie bei 221 Führungskräften wurde untersucht, welche Bedingungen es begünstigen, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesundheitsförderlich führen. Ausgehend von der Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991) sowie arbeits- und organisationspsychologischen Konzepten wurden folgende Bedingungsfaktoren betrachtet: Kultur gesundheitsförderlichen Führungshandelns, Einstellung der Führungskraft zu gesundheitsförderlichem Führungshandeln sowie ihre Kompetenzen und die organisationalen Möglichkeiten, gesundheitsförderlich zu führen. Alle Faktoren korrelieren signifikant mit gesundheitsförderlichem Führungshandeln. Regressionsanalytische Ergebnisse zeigen, dass die abgeleiteten Bedingungsfaktoren 35% der Varianz des gesundheitsförderlichen Führungshandelns erklären können. Jeder einzelne Faktor leistet dabei einen statistisch bedeutsamen Beitrag zur Varianzaufklärung. Die genannten Bedingungsfaktoren lassen sich als Antezedenzien gesundheitsförderlichen Führungshandelns verstehen. Interventionen mit dem Ziel der Stärkung gesundheitsförderlichen Führungshandelns sollten demnach an individuellen wie organisationalen Faktoren ansetzen. Weitere Analysen sollen aufzeigen, inwiefern Arbeitsbedingungen und Gesundheit von Führungskräften selbst in Zusammenhang mit den genannten Bedingungsfaktoren und gesundheitsförderlichem Führungshandeln stehen.