Gesundheitswesen 2010; 72 - V130
DOI: 10.1055/s-0030-1266310

Das räumliche Scan-Verfahren mit SaTScan, ein nützliches Tool um Salmonellose-Ausbrüche in Niedersachsen zu erkennen?

A Hofmann 1, J Dreesman 2
  • 1Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover
  • 2Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover

Einleitung: Die frühzeitige Erkennung von Krankheitsausbrüchen ist eine wichtige Aufgabe der Infektionssurveillance. Am Niedersächsischen Landesgesundheitsamt (NLGA) wird wöchentlich das räumliche Scan-Verfahren nach Kulldorff, unter Verwendung der SaTScan™-Software, eingesetzt, um Cluster in den Einzellfallmeldungen zu identifizieren. Ziel dieser Arbeit ist es, den Nutzen dieses Verfahrens anhand der konventionell erkannten Salmonellose-Gruppenerkrankungen zu verifizieren. Methoden: Das Meldeverfahren gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) beinhaltet die Übermittlung von anonymisierten Einzelfalldaten der Landkreise und kreisfreien Städte (Regionen) vom Gesundheitsamt an die Landes- und Bundesbehörden. Ergänzend werden Informationen zu Gruppenerkrankungen (≥2 Fälle mit epidemiologischem Zusammenhang) übermittelt. Das SaTScan™-Programm generiert Clusteralarme, wenn die Inzidenz in einer oder mehreren benachbarten Regionen gegenüber dem restlichen Untersuchungsgebiet unter Annahme der Poissonverteilung signifikant erhöht ist. Im Zeitraum 2003–2009 wurden wochenweise anhand von 4-Wochen-Inzidenzen zum 95%-Signifikanzniveau SaTScan-Clusteralarme generiert. Mehrere aufeinanderfolgende Clusteralarme der gleichen Regionen wurden als Clustergeschehen zusammengefasst. Diese wurden mit den übermittelten Gruppenerkrankungen abgeglichen. Anschließend wurde die Abhängigkeit der Übereinstimmung von der Fallzahl innerhalb der Gruppenerkrankung und deren räumlicher Ausdehnung analysiert. Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden in Niedersachsen durch das SaTScan-Verfahren 124 Salmonellose-Clustergeschehen identifiziert. 1.393 Gruppenerkrankungen wurden gemäß IfSG übermittelt. 467 (33,5%) der übermittelten Gruppenerkrankungen korrespondierten mit einem Clustergeschehen, umgekehrt korrespondierten 101 (81%) der Clustergeschehen mit verschiedenen Gruppenerkrankungen. Einem Clustergeschehen zuordenbare Gruppenerkrankungen (im Mittel 3,8) unterschied sich von den nicht zuordenbaren Gruppenerkrankungen hinsichtlich der mittleren Fallzahl (5,9 versus 2,8 beobachtete Fälle pro Gruppenerkrankung, p<0,001) und der mittleren Anzahl der betroffenen Regionen (1,17 versus 1,04 Regionen, p<0,001). 90% der zugeordneten Gruppenerkrankungen und 47% der generierten Clusteralarme betrafen nur eine Region. Der Anteil der einem Clusteralarm zugeordneten Gruppenerkrankungen stieg mit der Anzahl der Fälle: bei 2–5 Fällen: 29,7%; bei 6–10 Fällen: 40,5%; bei 11–20 Fällen: 89,6%; bei >20 Fällen: 96%, p<0,001). Schlussfolgerungen: Ein Großteil der Clusteralarme entspricht übermittelten Gruppenerkrankungen. Ausbrüche mit einer Fallzahl >10 werden durch SaTScan gut identifiziert. Das Verfahren kann daher vermutlich auch vorher nichtbekannte Salmonellose-Gruppenerkrankungen erkennen.