Gesundheitswesen 2010; 72 - V127
DOI: 10.1055/s-0030-1266307

Regionales MRSA-Screening und Benchmarking im EUREGIO MRSA net Twente/Münsterland

A Jurke 1, R Köck 2, I Daniels-Haardt 1, A Friedrich 3
  • 1Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit NRW, Münster
  • 2Institut für Medizinische Mikrobiologie, UKM, Münster
  • 3Institut für Hygiene, UKM, Münster

Einleitung: Stämme von multiresistentem Staphylococcus aureus (MRSA) sind eine der Hauptursachen von behandlungsassoziierten Infektionen (ha-MRSA). Zur erfolgreichen Prävention von MRSA sind gemeinsame Bemühungen aller Krankenhäuser eines Patienteneinzugsgebietes erforderlich. Regionales Benchmarking von MRSA-Surveillancedaten kann Möglichkeiten zur Senkung der Infektionsraten aufzeigen. Methoden: 38 Krankenhäuser, 97,5% aller Krankenhäuser des deutschen Teils der EUREGIO Twente/Münsterland, die 10.800 Betten und jährlich etwa 370.000 Aufnahmen repräsentieren, bildeten ein MRSA-Netzwerk. 2007 verabredeten sie eine synchronisierte Strategie zum Screening aller Risikopatienten bei Aufnahme und die Lieferung der MRSA-Surveillancedaten zur zentralen Auswertung. 2007 und 2008 wurden die Trends der Screeningrate, der MRSA-Inzidenz, der nosokomiale MRSA-Inzidenzdichte, der nosokomialen Fälle pro 1.000 MRSA-Tage und der Anzahl der Blutkulturen mit dem Wilcoxon-Vorzeichen-Rangsummentest für Paardifferenzen analysiert und mit externen Datenquellen verglichen. Ergebnisse: Die Screeningrate und die MRSA-Inzidenz nahmen von 2007 bis 2008 signifikant (p<0,05) zu; die nosokomiale MRSA-Inzidenzdichte, die nosokomialen Fälle pro 1.000 MRSA-Tage und die Anzahl der Blutkulturen waren nicht signifikant (p>0,05) rückläufig. Für 2007 und 2008 war die Zahl nosokomialer Fälle pro 1.000 MRSA-Tage signifikant negativ mit der Screeningrate korreliert. Die MRSA-Inzidenzdichte lag über der von MRSA-KISS, die nosokomiale MRSA-Inzidenzdichte lag unter der von MRSA-KISS. Der Anteil MRSA aus Blutkulturen lag unter den Werten von EARSS/ARS. Die 2009 pro 100.000 Einwohner in NRW gemeldeten MRSA-Nachweise aus Blut und Liquor der EUREGIO-Region lagen unter den Werten der Regierungsbezirke Nordrhein-Westfalens. Schlussfolgerung: Die erfolgreiche Einführung der synchronisierten Screeningstrategie zeigte sich in den von 2007 bis 2008 zentral analysierten Routinesurveillancedaten durch die signifikant zunehmende Screeningrate, die von einer erhöhten MRSA-Inzidenz begleitet war, da bei Aufnahme mehr MRSA-Träger identifiziert wurden. Die Zahl der Blutkulturen und die Zahl der nosokomialen MRSA-Fälle pro 1.000 MRSA-Tage waren bisher noch nicht signifikant rückläufig. Die Rückmeldung der Ergebnisse an die Krankenhäuser ermutigt die Krankenhäuser, ihre Bemühungen fortzusetzen. Regionales Benchmarking kann die Prävention und Kontrolle von ha-MRSA längerfristig verbessern.