Gesundheitswesen 2010; 72 - V125
DOI: 10.1055/s-0030-1266305

PIKS – Pandemische Influenza A(H1N1) Krankenhaus Surveillance, Deutschland 2009/2010

C Adlhoch 1, M Wadl 1, M Behnke 2, L Peña Diaz 2, J Clausmeyer 2, T Eckmanns 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin
  • 2Charité – Universitätsmedizin, Berlin

Seit April 2009 breitete sich weltweit ein neues, pandemisches Influenza A/H1N1 (nH1) Virus aus. Es gab in Deutschland kein Surveillance-System zur Analyse Influenza-assoziierter Hospitalisierungen. Das Robert Koch-Institut (RKI) implementierte daher in der 49. Kalenderwoche (KW) 2009 mit der Pandemischen Influenza Krankenhaus Surveillance (PIKS) ein bundesweit freiwilliges Surveillance-System. Ziel war, den Anteil hospitalisierter nH1-Erkrankungs- sowie nH1-Todesfälle während der nH1-Welle in Deutschland zu erfassen, um die Schwere der nH1-Infektionen und die Belastung der Krankenhäuser beurteilen zu können. Als nH1-Fall galt ein Patient mit nH1-PCR-Nachweis. Es wurden aggregierte Daten aus dem gesamten Krankenhaus bezüglich Neuaufnahmen und nH1-Neuaufnahmen sowie Todesfällen und Todesfällen in zeitlicher Assoziation mit nH1 erhoben. In den Intensivstationen wurden alle Neuaufnahmen und nH1-Neuaufnahmen sowie Patiententage und nH1-Patiententage, einschließlich der Anzahl beatmungspflichtiger nH1-Patiententage ermittelt. Die erhobenen Daten wurden wöchentlich über das elektronische Übermittlungstool webkess des Nationalen Referenz Zentrums für Surveillance nosokomialer Infektionen eingegeben, am RKI ausgewertet und veröffentlicht. Bis zur 9. KW 2010 nahmen Krankenhäuser und Intensivstationen aus 8 Bundesländern teil. Pro Woche stellten zwischen 10 und 25 Krankenhäuser und Intensivstationen Daten zur Verfügung, was einem geschätzten Einzugsbereich von 1,2–2,7% der deutschen Bevölkerung entsprach. Auf der Ebene des gesamten Krankenhauses wurden wöchentlich 1–18 nH1-Neuaufnahmen (0,01–0,4% aller Neuaufnahmen) übermittelt. Zwischen 0 und 4 Todesfälle waren wöchentlich nH1-assoziiert. Auf den Intensivstationen wurden pro Woche 1–14 nH1-Neuaufnahmen (0,0–1,9% aller Neuaufnahmen) erfasst. Der Anteil an nH1-Patiententagen betrug 0,3% bis 5,4% (Mittel 2,7%); seit der 2. KW war dieser ≤2,5%. Über 95% der nH1-Patiententage waren beatmungspflichtig. Aufgrund der geringen Anzahl freiwillig teilnehmender Krankenhäuser können für Deutschland keine repräsentativen Aussagen getroffen werden. Die nH1-Belastung der teilnehmenden Krankenhäuser war im gesamten beschriebenen Zeitraum gering. Auf den Intensivstationen hingegen war der Anteil an nH1-Patienten höher als auf der Ebene des gesamten Krankenhauses. Zusammen mit dem hohen Anteil beatmungspflichtiger nH1-Patiententage verdeutlicht dies die mögliche Schwere der nH1-Erkrankungen.