Gesundheitswesen 2010; 72 - V104
DOI: 10.1055/s-0030-1266280

Demenz – lebenswelt- und patientenzentrierte Hilfen in Mecklenburg-Vorpommern – die DelpHi-MV Studie

J Thyrian 1, K Fendrich 1, A Dreier 1, W Hoffmann 1
  • 1Center for Integrated Dementia Care Research (CIDC), Greifswald

Einleitung: Der demografische Wandel in Deutschland führt zu neuen Herausforderungen für die medizinische Versorgung. Der Anteil älterer Menschen nimmt zu, so dass auch der Anteil altersspezifischer Krankheiten, wie z.B. der dementiellen Erkrankungen zunimmt. Darüber hinaus nimmt die Anzahl der Haus- und Fachärzte insbesondere in weniger dicht besiedelten Gebieten ab, so dass die Gefahr besteht, dass medizinisch/ärztlich unterversorgte Gebiete entstehen. Um die Versorgung der Patienten zu gewährleisten bzw. um diese zu optimieren müssen deshalb neue Versorgungsmodelle entwickelt und evaluiert werden. Ziel des Vortrages ist die Darstellung des Designs der prospektiven, randomisierten Kohorteninterventionsstudie DelpHi-MV. Methode: Probanden der Studie werden bei Routinebesuchen in der Hausarztpraxis rekrutiert. Einschlusskriterien sind Alter >64 Jahre, 1. Wohnsitz in der Region, Screeningtest für dementielle Erkrankung positiv (DemTect ≤8 Punkte), schriftliche Einverständniserklärung zur Teilnahme. Im Rahmen der Studie werden die Probanden und ihre Angehörigen in der Häuslichkeit besucht und es werden umfassende Daten zur Soziodemografie, gesundheitlichen Aspekten, zur medikamentösen Versorgung, Belastungssituation der Angehörigen, Integration in das Versorgungssystem u.ä. erhoben. Follow-Up Untersuchungen zur Veränderungsmessung werden im 6-Monatsrhythmus durchgeführt. In der Interventionsgruppe optimieren Dementia Care Manager (DCM) die vorhandene Versorgungsstruktur probandenzentriert. Die DCM organisieren ein den Probanden unterstützendes Hilfesystem. Dabei haben sie im Rahmen des Projektes Zugriff auf fachärztliche, soziale und pflegerische Fachkompetenz. Zur Qualifikation der Dementia Care Manager wird ein speziell für die Bedürfnisse der Probanden entwickeltes Curriculum erstellt. Ergebnisse: Die Studie liefert Aussagen über die Anzahl von Patienten mit dementiellen Erkrankungen im Hausarztsetting in Mecklenburg-Vorpommern. Darüber hinaus sind Aussagen über die Wirksamkeit einer netzwerkorientierten Versorgungsstruktur möglich. Ergebnisvariablen sind: leitliniengerechte medikamentöse Therapie der Erkrankung, Verlauf der Erkrankung, Hospitalisierung, Stressbelastung der Angehörigen, Komorbiditäten Diskussion: Problematische Aspekte, wie zum Beispiel Einwilligungsfähigkeit, Komorbiditäten, Rückmeldung von Diagnosen und Befunden und kranke Angehörige werden diskutiert.