Gesundheitswesen 2010; 72 - V99
DOI: 10.1055/s-0030-1266275

Das Präventionsprogramm „Lenzgesund“ als gemeinsames Projekt von Gesundheitsamt und Hochschule (Community-Campus-Partnership)

W Süß 1, K Mossakowski 2, A Trojan 2
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Hintergrund: Das Gesundheitsamt Hamburg-Eimsbüttel hat für das benachteiligte Quartier „Lenzsiedlung“ ein Präventionsprogramm erarbeitet, das zur Zeit mit dem „Runden Tisch Lenzgesund“ und anderen wichtigen Akteuren umgesetzt wird. Das Präventionsprogramm trägt den Titel „Lenzgesund – Vernetzte Hilfen rund um Schwangerschaft, Geburt und die ersten Lebensjahre“ und startete nach verschiedensten Vorarbeiten (seit 2001) im Frühjahr 2005. Aktuell hat es sieben Handlungsfelder, in denen unterschiedliche innovative Maßnahmen, Aktivitäten und Projekte unternommen werden. Das Institut für Medizin-Soziologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf hat mit einem Wissenschaft-Praxis-Projekt im Rahmen des Förderschwerpunktes „Präventionsforschung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die Begleitforschung übernommen. In zwei zeitlich voneinander getrennten Phasen arbeiten Gesundheitsamt und Hochschule im Rahmen des Forschungsprojektes zusammen. Die erste Phase dauerte von Mai 2005 bis Februar 2009. Die zweite Phase hat im März 2009 begonnen und endet voraussichtlich Ende Februar 2012. Ziele: Das Forschungsprojekt verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele: erstens die Entwicklung einer kleinräumigen quartiersbezogenen Gesundheitsberichterstattung für die Weiterentwicklung des lokalen Präventionsprogramms im Sinne des Public Health Action Cycles (Situationsanalyse, Evaluation) und zweitens die Gesamt-Evaluation des Programms im Hinblick auf seine Wirksamkeit durch die Anwendung des projektintern entwickelten Instrumentes „Kapazitätsentwicklung im Quartier (KEQ)“. Angestrebt ist dabei die in diesem Falle ausnahmsweise modellhaft mögliche Langzeit-Evaluation eines sozial-räumlich angelegten Präventionsprogrammes in einem benachteiligten Stadtteil unter der Federführung des kommunalen Gesundheitsamts. Ergebnisse: Mittlerweile liegen unterschiedliche Ergebnisse vor, die dem Steuerungs- und Koordinierungsgremium „Runder Tisch Lenzgesund“ zur Weiterentwicklung des Präventionsprogramms und seiner Umsetzung zur Verfügung gestellt und diskutiert wurden. Das Forschungsprojekt hat zwei Quartiersdiagnosen erstellt, die die gesundheitliche und soziale Situation in der Lenzsiedlung im Sinne einer kleinräumigen Gesundheitsberichterstattung beschreiben und die Strukturen und Kapazitäten für Gesundheitsförderung und Prävention abbilden. Die Quartiersdiagnosen liefern Daten aus unterschiedlichen methodischen Zugängen zum Quartier bestehend aus einem Mix von qualitativen und quantitativen Verfahren und Analysen. Gesundheitsamt und Hochschule arbeiten auch in der Konzeptentwicklung von innova-tiven Maßnahmen und deren Evaluation zusammen. Erste Ergebnisse der qualitativen Evaluation von Einzelinterventionen liegen bereits vor. Schlussfolgerungen: Durch die Zusammenarbeit von Gesundheitsamt Hamburg-Eimsbüttel und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Institut für Medizin-Soziologie) im Sinne des Community-Campus-Partnerships kann gezeigt werden, dass diese erfolgreich in unterschiedlichen Bereichen und Handlungsfeldern durchgeführt und dynamisch entwickelt werden kann, beispielsweise: – bei der Entwicklung, Konzeptionierung und Umsetzung kleinräumiger quartiersorientierter Ge-sundheitsbrichterstattung – bei der Diskussion, Weiterentwicklung und Umsetzung des Präventionsprogramms durch unter-stützende empirische Erhebungen – bei der Entwicklung, Konzeptionierung, Umsetzung und Evaluation zielgruppenspezifischer innovativer Maßnahmen und Projekte zur kommunalen Gesundheitsförderung und Prävention In diesem Sonderfalle kann die bisherige Kooperation und ihre strukturelle Verankerung in unterschiedliche Stakeholder-Gremien als vorbildlich und modellhaft betrachtet werden.