Gesundheitswesen 2010; 72 - V95
DOI: 10.1055/s-0030-1266271

Förderliche und hinderliche Einflüsse auf die Zahngesundheit von Schulkindern Ergebnisse der Zusammenführung von schulärztlichen und zahnärztlichen Untersuchungen im Bezirk Berlin Mitte

J Butler 1
  • 1Bezirksamt Mitte von Berlin, Berlin

Hintergrund: In Bezirk Mitte von Berlin wurde im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung durch die Zusammenführung zweier Datenquellen präventionsrelevante Informationen für die Arbeit erhalten. Methoden: Durch die Verknüpfung der Daten der Schuleingangsuntersuchung mit den zahnärztlichen Daten der gleichen Kinder konnten zahnärztliche Parameter der Kinder – wie die Anzahl der kariösen, fehlenden und gefüllten Zähne (dmf/t-Wert) sowie der Kariesrisikostatus -zusammen mit ihren Angaben aus der Schuleingangsuntersuchung – u.a. ihre ethnische Herkunft, die soziale Lage der Familie, ihr Fernsehkonsum und der Besuch einer vorschulischen Einrichtung – analysiert werden. Ergebnisse: Aus der ersten Analyse der zusammengeführten Daten zeigte sich insbesondere eine starke Korrelationen zwischen der Zugehörigkeit zur unteren sozialen Schicht und der Prävalenz von Karies. Hierdurch zeigte sich ebenfalls eine hohe Prävalenz von Karies bei Schülern aus Herkunftsgruppen mit hohen Anteilen von Kindern aus der unteren sozialen Schicht (türkisch, osteuropäisch). Wenn jedoch nur die Gruppe der Kinder aus der unteren sozialen Schicht betrachtet wurde, zeigten sich nur bei den Kindern osteuropäischer Herkunft wesentlich höhere dmf/t-Werte. Insbesondere zwei Parameter, die in der Schuleingangsuntersuchung erhoben wurden, zeigten sich als präventionsrelevante Einflüsse in dieser Hinsicht. Hierbei erwies sich ein hoher Fernsehkonsum als hinderlich (vgl. Butler et al. 2007) und der Besuch einer vorschulischen Einrichtung (vgl. BA Mitte 2009) als förderlich für die Zahngesundheit. Mittlerweile liegen verknüpfte Daten für über 9000 bezirkliche Schüler vor, die momentan ausgewertet werden. Hierbei wird der deutlich hinderliche Einflusses des Fernsehkonsums auf die Zahngesundheit gezeigt. Ebenfalls wird es mit der höheren Fallzahl möglich sein, die Erkenntnisse über den Einfluss der kulturellen Herkunft zu vertiefen. Schlussfolgerungen: Die Auswertung der vorliegenden Daten erlaubt detailliertere Analysen von zahngesundheitlichen Problemlagen insbesondere im Zusammenhang mit der sozialen Schicht und der nati-onalen Herkunft der entsprechenden Familien. Diese differenziertere Analyse ermöglicht auch eine zielgerichtete Planung von bezirklichen Maßnahmen der der Gesundheitsförderung im zahnärztlichen Bereich, gerade dort, wo der Bedarf am größten ist.