Gesundheitswesen 2010; 72 - V91
DOI: 10.1055/s-0030-1266267

Ein Impferinnerungssystem (Impf-Recall) bei der Schuleingangsuntersuchung zur Verbesserung der Durchimpfungsraten – Ergebnisse aus der dritten Pilotphase an 16 bayerischen Gesundheitsämtern

L Angermayr 1, M Ludwig 1, M Wildner 1, B Liebl 1, A Sing 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim

Einleitung: Zur Verbesserung der Impfraten in Bayern, auch in Hinblick auf das Ziel der Masern-Elimination, wurde vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit eine Pilotstudie initiiert. Mithilfe der bayerischen Gesundheitsämter wird seit 2006 im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen ein Impferinnerungssystem (sog. Impf-Recall) erprobt und schrittweise ausgedehnt. Die dargestellten Ergebnisse stammen aus der dritten Pilotphase (Schuleingangsuntersuchungen zum Schuljahr 2009/10), in der 16 Ämter am Impfrecall teilnahmen. Material und Methoden: 16 bayerische Gesundheitsämter mit teilweise sehr geringen Impfraten bei der 2. Masernimpfung (Minimum 52%) boten bei der Schuleingangsuntersuchung ein Impferinnerungssystem an. Die Eltern von Kindern mit Impflücken in den acht STIKO-empfohlenen Impfungen (Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio, Hepatitis B, Masern, Mumps, Röteln) konnten freiwillig am Impf-Recall teilnehmen, bei dem sie in zwei Stufen an die Vervollständigung der Impfungen erinnert wurden. Ergebnisse: An den 13 Ämtern, die bisher ihre Daten übermittelten, wurden insgesamt 15.191 Kinder untersucht. 1.331 Kinder (8,8% der Untersuchten) nahmen am Recall teil. Im gesamten Recall wurden 228 Kinder (17% der Teilnehmer) geimpft, davon bekamen 167 Kinder (13% der Teilnehmer) eine Masernimpfung. Nach der ersten Erinnerung wurden insgesamt 131 Masernimpfungen durchgeführt, nach der zweiten Erinnerung 36. Die Durchimpfungsrate der Teilnehmer im Recall bei der 1. Masernimpfung konnten um 3,9%, bei der 2. Masernimpfung um 8,6% gesteigert werden. Diskussion: Es ist zu vermuten, dass nicht alle impfenden Ärzte die Unterlagen an die Gesundheitsämter weiterleiten und somit die Wirksamkeit des Recalls unterschätzt wird. Auch ist vorstellbar, dass das Ansprechen der Eltern auf den Erinnerungsservice sowie eine Impfberatung bei der Schuleingangsuntersuchung einen Einfluss auf das Schließen der Impflücken hat, obwohl die Eltern möglicherweise nicht am Recall teilnehmen wollen. In der weiteren Fortsetzung wird das Impfrecall seit den Schuleingangsuntersuchungen zum Schuljahr 2010/11 in allen bayerischen Gesundheitsämtern angeboten.