Gesundheitswesen 2010; 72 - V66
DOI: 10.1055/s-0030-1266240

Effekte der Implementierung der Brustkrebszentren in NRW auf die Erreichbarkeit der Krankenhäuser

M Geraedts 1, W de Cruppé 1
  • 1Universität Witten/Herdecke, Witten

Einleitung/Hintergrund: 2004 begann die Landesregierung von NRW, zur Verbesserung der Versorgung Brustkrebszentren zu etablieren. Von 233 Kliniken, in denen vormals Brustkrebspatientinnen operiert worden waren, wurden 51 zu Brustkrebszentren ernannt, die an 98 Standorten Operationen anbieten. Neben verschiedenen Qualitätskriterien müssen diese Zentren jährliche Mindestmengen erfüllen, weshalb in der Tendenz eine Zentralisierung der Brustkrebsversorgung in NRW resultieren müsste. Vor diesem Hintergrund war Ziel unserer Studie, den Effekt der Brustkrebszentren-Implementierung auf die Zahl der versorgenden Krankenhäuser zwischen 2004 und 2006 und die Erreichbarkeit der Kliniken zu untersuchen. Material und Methoden: Für die Analysen standen Daten zur Brustkrebsversorgung aus der externen Qualitätssicherung des Landes NRW zur Verfügung. Hiermit konnten Unterschiede in der Zahl und Lage tatsächlich operierender Kliniken in den Beobachtungsjahren (Chi2-Tests) sowie die theoretische geografische Erreichbarkeit operierender Kliniken für potenzielle Patientinnen berechnet werden (geografische Analysen: Fahrzeit zum nächsten Krankenhaus). Ergebnisse: Zwischen 2004 und 2006 stieg die Zahl operierter Brustkrebsfälle in NRW von 10.737 auf 12.860 an, während die Zahl operierender Krankenhäuser von 233 auf 209 sank. Der Anteil an Fällen, die in anerkannten Brustzentren operiert wurden, die die Mindestmengen erfüllten, stieg von 31% im Jahr 2004 (operiert in 21 Krankenhäusern) auf 58% im Jahr 2006 (operiert in 44 Krankenhäusern). Für potenzielle Patientinnen änderte sich die Fahrzeit zum nächsten erreichbaren Krankenhaus, das noch Brustkrebsoperationen anbot, im Beobachtungszeitraum nicht. Jedoch stieg der Anteil der Bevölkerung, die ein Brustkrebszentrum, das die Vorgaben erfüllte, innerhalb von 20 Minuten erreichen konnte, von 69% 2004 auf 86% 2006. Diskussion/Schlussfolgerungen: Zwischen 2004 und 2006 hat sich die grundsätzliche geografische Erreichbarkeit von Brustkrebs operierenden Krankenhäusern in NRW nicht verändert. Wie vom Land intendiert, konzentrierte sich die Versorgung allmählich auf die als Brustzentren anerkannten Kliniken. Eine sorgfältige Planung spezialisierter Zentren bei gleichzeitig verzögerter Umsetzung scheint eine Zentralisierung ohne zwischenzeitliche Gefährdung des Zugangs zur Versorgung zu erlauben.