Gesundheitswesen 2010; 72 - V44
DOI: 10.1055/s-0030-1266211

Vorsorge vor der Sorge – Prävention von Anfang an – Ein Präventionsprogramm für Kleinkinder

Y Wagner 1, R Heinrich-Weltzien 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Jena

Hintergrund: Karies ist die am weitesten verbreitete chronische Infektionserkrankung im Kindesalter. Eine besonders schwere Kariesform ist die frühkindliche Karies (Early Childhood Caries, ECC), die die Kleinkinder bereits kurz nach dem Durchbruch ihrer ersten Milchzähne befällt und zur völligen Gebisszerstörung führen kann. In Folge der raschen Kariesprogression zeichnen sich für die Lebensqualität, die Zahn- und Allgemeingesundheit des Kindes nachhaltig schädliche Auswirkungen ab. Da niedergelassene Zahnärzte mit der Behandlung dieser schweren Erkrankung bei Kleinkindern oft überfordert sind, wurde im Rahmen der kinderzahnärztlichen Ausbildung im Wintersemester 2008/2009 das Präventionsprojekt „Vorsorge vor der Sorge“ zur Vorbeugung der Frühkindlichen Karies initiiert. Ziel: Dieses Projekt zielt auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Hebammen, Kinderärzten und Zahnärzten unter Einbeziehung der Zahnmedizinstudenten ab. Methoden: In Vorlesungen wird den Studenten das theoretische Wissen zur Ätiologie, Risikofaktoren, Behandlung und Prävention der ECC vermittelt. In einem praktischen Kursteil wird Zähneputzen beim Kleinkind trainiert. In Mundgesundheitskursen in der Elternschule der Kinderklinik, im Familienzentrum und bei niedergelassenen Hebammen vermitteln die Studenten gemeinsam mit einer Kinderzahnärztin aktuelle evidenzbasierte Präventionsempfehlungen und üben das Zähneputzen mit den Eltern und ihren Kleinkindern. Die Familien werden über das Zähneputzen ab dem ersten Zahn, zahnfreundliche Ernährung, Verwendung von Fluoriden und die Bedeutung des Zahnarztbesuches mit dem ersten Zahn informiert. Ergebnisse: 2009 fanden 28 Schulungsveranstaltungen für Eltern statt; 256 Familien wurden erreicht. Die Abschlussevaluation zum Semesterende zeigte überwiegend positive Reaktionen und Lernerfolge bei den Studenten und teilnehmenden Eltern. 76% der Eltern evaluierten den Kurs mit „sehr gut“ und 22 mit „gut“. Schlussfolgerungen: Durch die Einbindung von Studenten in Programme zur ECC-Prävention lernen sie bereits während ihrer Ausbildung effektive Präventionsstrategien für ihre zukünftige Praxis kennen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen zum Wohle der Kinder umzusetzen.