Gesundheitswesen 2010; 72 - V41
DOI: 10.1055/s-0030-1266208

Veränderungen der Herzangst kardiologischer Rehabilitanden in Abhängigkeit von der Selbsteinschätzung ihres Gesundheitszustandes. Erste Ergebnisse der CARO-QMS Studie

S Schleicher 1, S Stamm-Balderjahn 1, K Spyra 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Hintergrund und Fragestellung: Herzangst ist gekennzeichnet durch eine erhöhte Selbstaufmerksamkeit gegenüber der Funktion des Herzens. Sie ist verbunden mit einer gesteigerten Ängstlichkeit/Furcht und der Vermeidung körperlicher Aktivität. Während frühere Arbeiten das Konstrukt Herzangst in seiner Bedeutung hauptsächlich für Patienten mit psychischen Erkrankungen untersucht haben, liegen inzwischen auch Erkenntnisse zum Auftreten von Herzangst bei kardiologischen Erkrankungen vor. So ist beispielsweise bekannt, dass Herzangst im zeitlichen Verlauf nach kardiologischen Interventionen abnimmt. Ein Einflussfaktor, der in diesem Zusammenhang noch wenig untersucht wurde, ist die Selbstwahrnehmung des Gesundheitszustandes. Anhand der vorliegenden Untersuchung soll die Frage überprüft werden, wie sich die Herzangst im zeitlichen Verlauf der Phase III Rehabilitation von Zeitpunkt T1 (Ende der Reha) zu Zeitpunkt T2 (12 Monatskatamnese) in Abhängigkeit von der Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes verändert. Material und Methode: Empirische Basis der Analysen sind die Daten der von der DRV Bund geförderten, multizentrischen Beobachtungsstudie Cardiac Rehabilitation Outcome – Quality Management Survey (2008/2009). Aufgenommen wurden Patienten mit koronarer Herzerkrankung (ACS) und nach Bypass-Operation. Bislang liegen Daten von 207 Patienten zu beiden Zeitpunkten vor (MW Alter: 58,13; SD: 10,6). Zur Erfassung der Herzangst wurde die deutsche Übersetzung des Cardiac Anxiety Questionnaire, der Herzangstfragebogen (HAF), genutzt. Die Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes erfolgte mit der Visuellen Analog Skala (VAS) des EuroQOL. Es wurde eine dreifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung (Zeitpunkt, Geschlecht, wahrgenommener Gesundheitszustand) berechnet, das Alter wurde als mögliche Einflussvariable kontrolliert. Ergebnisse und Diskussion: Es zeigte sich eine signifikante Interaktion von Zeitpunkt und Einschätzung des Gesundheitszustandes (p=0,017, eta2=0,042). Patienten, deren wahrgenommener Gesundheitszustand sich verbesserte oder gleich blieb, berichteten im zeitlichen Verlauf über eine Abnahme der Herzangst. Patienten, deren wahrgenommener Gesundheitszustand sich verschlechterte, zeigten im zeitlichen Verlauf eine Zunahme der Herzangstwerte. Die Implikationen, die sich daraus für das sekundärpräventive Verhalten unter anderem in Bezug auf die körperliche Aktivität ergeben, werden derzeit untersucht und sollen auf dem Kongress berichtet werden.