Gesundheitswesen 2010; 72 - V29
DOI: 10.1055/s-0030-1266193

„Schüler in der Klinik“ – ein wirksames Berliner Tabakpräventionsprojekt

S Stamm-Balderjahn 1, N Schönfeld 2
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 2Lungenklinik Heckeshorn, HELIOS Klinikum Emil von Behring, Berlin

Hintergrund: Obwohl der Zigarettenkonsum bei Jugendlichen in den letzten Jahren rückläufig ist, rauchen noch immer ca. 15% der 12- bis 17-Jährigen. Diese Altersklasse bildet die Hauptzielgruppe des Präventionsprojekts „Schüler in der Klinik“, das mit einer Interventionsveranstaltung im schulischen Setting über gesundheitliche, individuelle und gesellschaftliche Aspekte des Rauchens informieren will. Ziel: Um die Wirksamkeit dieser Präventionsmaßnahme zu überprüfen, wurde in einer Evaluationsstudie untersucht, ob es zu Veränderungen von persönlichen Einstellungen und damit verbundenen Überzeugungen zum Rauchen sowie des Verhaltens hinsichtlich des Tabakkonsums gekommen ist. Methode: Die Studie wurde mithilfe einer Fragebogenerhebung im quasi-experimentellen Kontrollgruppen-Design durchgeführt mit Prätest zwei Wochen vor, Posttest unmittelbar nach der Intervention und Follow-up nach 6 Monaten. Ergebnisse: Die Raucherquote der Stichprobe (n=760) betrug 40,8%. Auffallend hoch war die Zahl der rauchenden Jugendlichen, die Wasserpfeife rauchen. Ihr Anteil überstieg mit 79,0% den der Zigarettenraucher (61,9%). In der Interventionsgruppe fingen signifikant weniger Jugendliche an zu rauchen als in der Kontrollgruppe (n=6 vs. n=26; p<0,001). Die Chance, Nichtraucher/-in zu bleiben, war für am Programm teilnehmende Schüler/-innen um das Vierfache höher gegenüber denen, die nicht teilnahmen (OR: 4,25; p<0,01, CI: 1,69–10,67). Weibliche Jugendliche profitierten stärker von der Intervention als männliche (OR: 2,56; p<0,05; CI: 1,06–6,19). Mit dem Rauchen aufgehört hatten im Beobachtungszeitraum in der Interventionsgruppe 22, in der Kontrollgruppe 19 Jugendliche (p>0,05). Zusammenfassung: Für das Präventionsprogramm konnte eine eindeutig präventive Wirkung auf Jugendliche nachgewiesen werden, die noch nicht mit dem Rauchen begonnen hatten. Bereits rauchende Jugendliche konnten nicht beeinflusst werden.