Gesundheitswesen 2010; 72 - V24
DOI: 10.1055/s-0030-1266188

„BEO'S – Bewegung und Ernährung an Oberfrankens Schulen“ – Herausforderungen bei der Evaluation ressourcenorientierter Gesundheitsförderung an Schulen

C Eichhorn 1, L Bodner 1, J Loss 1, U Scholz 2, S Liebl 2, U Ungerer-Röhrich 2, E Nagel 1
  • 1Institut für Medizinmanagement & Gesundheitswissenschaften, Universität Bayreuth, Bayreuth
  • 2Institut für Sportwissenschaft, Universität Bayreuth, Bayreuth

Hintergrund: Ziel des Projektes „BEO'S“ ist die Verbesserung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens von Grund- und Hauptschülern. BEO'S verfolgt einen ressourcenorientierten Ansatz, bei dem die Schulen selbständig Maßnahmen zur gesunden Ernährung und Bewegung planen und durchführen. Im Rahmen der Evaluation werden u.a. Veränderungen des schulischen Umfeldes und Ernährungsverhaltens der Schüler erhoben. Methoden: Schulische Veränderungen bzgl. Ernährung wurden durch standardisierte Fragebögen ermittelt. Das Ernährungsverhalten wurde durch eine Vorher-Nachher-Befragung (t0: 01/08; t1: 06/09) von 3.- und 6/7.-Klässlern mit einem speziellen, bebilderten 24-Stunden-Recall zum Verzehr ausgewählter Indikatorlebensmittel (Frühstück, Pause, Mittagessen) erfasst. Ergebnisse: 14 Schulen dokumentierten Ernährungsaktivitäten. 8 Schulen führten ein Schulfrühstück neu ein, 5/6 Schulen gestalteten den Pausenverkauf gesünder, 5 Schulen stellten Wasserspender auf. Gesunde Ernährung wurde an 75% der Grund- und 44% der Hauptschulen verstärkt im Unterricht thematisiert. Zum Ernährungsverhalten lagen Vorher-Nachher-Daten von 434 Schülern vor (52,5% Mädchen; 62,4% Grundschüler; Durchschnittsalter 10,1 Jahre). Es konnte keine Verbesserung des Verzehrs von Obst, Gemüse und Vollkornprodukten nachgewiesen werden; lediglich der Konsum von Wasser/Tee stieg bei Grundschülern von 77,1% auf 84,9% (p<0,01). Der Verzehr von Fastfood, Süßigkeiten, Kuchen, Chips und Limonade verringerte sich nicht. Auf Schulebene zeigte sich nur an einer Schule eine Verbesserung des Wasser/Tee-Konsums. Diskussion: Trotz Veränderungen des schulischen Umfeldes konnten mit einer Ausnahme keine Verbesserungen im Ernährungsverhalten nachgewiesen werden. Mögliche Ursachen hierfür können sein: unterschiedliche Anzahl und Intensität schulischer Aktivitäten, kurzer Erhebungszeitraum (1,5 Jahre), zu kleine Gruppen auf Schulebene zur Messung signifikanter Veränderungen, Alterseffekte. Auch die Erhebungsmethode ist zu diskutieren. Es erweist sich zudem generell als schwierig, bei umfassenden, gesundheitsförderlichen und insbesondere ressourcenorientierten Ansätzen Veränderungen auf bestimmte Interventionen zurückzuführen, v.a. weil Kontrollgruppen häufig nicht realisierbar sind. Daraus ergibt sich die Frage, ob die klassischen Evaluationsmethoden für derartige Ansätze geeignet sind und welche Alternativen es gibt. Hier könnten z.B. qualitative, partizipative Methoden wie Interviews, Fotodokumentation oder Most Significant Change sinnvoll eingesetzt werden.