Gesundheitswesen 2010; 72 - V17
DOI: 10.1055/s-0030-1266181

Erreichbarkeit niedergelassener Hausärzte in Mecklenburg-Vorpommern – Ergebnisse einer repräsentativen Querschnitterhebung bei über 60-Jährigen zu Einflussfaktoren auf die ambulante Inanspruchnahme

U Siewert 1, K Fendrich 1, W Hoffmann 1
  • 1Institut für Community Medicine, Universität Greifswald, Greifswald

Einleitung: Ziel der Studie ist es, die Erreichbarkeit niedergelassener Ärzte aus Sicht der Patienten im Zusammenhang mit weiteren Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme zu analysieren. Methoden: In einer repräsentativen Zufallsstichprobe von 1200 Personen der Allgemeinbevölkerung ab 60 Jahren in den beiden Landkreisen Ostvorpommern und Uecker-Randow sowie der kreisfreien Stadt Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) wurde eine schriftliche Erhebung mittels eines modular aufgebauten Fragebogens zur Inanspruchnahme von Haus- und Fachärzten, der Erreichbarkeit der Ärzte sowie weiteren Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme (v.a. Alter, Geschlecht, soziodemografische Variablen, chronische Erkrankungen, gesundheitsbezogene Lebensqualität, Einstellungen zur Gesundheit) durchgeführt. Ergebnisse: 316Männer und 399 Frauen im Altersbereich 60–94 Jahre beantworteten den zugesandten Fragebogen (Response 61,2%). 99,1% der Probanden haben einen Hausarzt (n=684, 31 fehlende Angaben). 47,1% der Probanden gelangen zu ihrem Hausarzt mit dem PKW als Selbstfahrer (30,4%) oder Mitfahrer (16,6%), 28,4% gehen zu Fuß und 17,2% fahren mit dem Fahrrad. 20,7% der Probanden benötigen bis 5 Minuten, 32,2% 6 bis 10 Minuten und 20,8% 11 bis 15 Minuten vom Wohnort zu ihrem Hausarzt. Weitere 22,3% der Probanden geben eine Wegzeit von bis 30 Minuten an, 4,1% von bis einer Stunde oder mehr. In der subjektiven Einschätzung der Probanden sind 19,0% unzufrieden oder sehr unzufrieden mit der Erreichbarkeit des Hausarztes. 3,4% der Probanden empfanden beim letzten Hausarztbesuch die Wartezeit auf einen Termin als zu lang, 22,6% die Wartezeit im Wartezimmer. Dabei warteten 66,7% der Probanden bis 30 Minuten im Wartezimmer, 20,7% bis 60 Minuten und 7,5% mehr als eine Stunde. Diskussion: Bislang wurden vorwiegend Fahrzeitanalysen verwendet, um regionale Unterschiede in der Erreichbarkeit medizinischer Versorgungseinrichtungen sowie Zusammenhänge mit der Inanspruchnahme und Morbidität zu untersuchen. Die Ergebnisse zur subjektiven Erreichbarkeit der Hausärzte und den Wartezeiten werden hinsichtlich ihrer Implikationen vor dem Hintergrund des demographischen Wandels in Mecklenburg-Vorpommern und bestehender Wiederbesetzungsproblematiken freiwerdender Arztsitze diskutiert. In multivariaten Regressionsmodellen werden die weiteren Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme analysiert.