Gesundheitswesen 2010; 72 - V9
DOI: 10.1055/s-0030-1266169

Schulbasierte Prävention von Essstörungen mit POPS: 1-Jahres-Katamnese einer kontrollierten Evaluationsstudie

P Warschburger 1
  • 1Universität Potsdam, Potsdam

Zielstellung: Bei Essstörungen handelt es sich um schwerwiegende und schwer zu behandelnde psychische Störungen. Im Rahmen der Studie ging es darum, ein primärpräventives Konzept zu entwickeln und im Rahmen einer kontrollierten Studie zu evaluieren. Das POPS-Programm beruht auf dem Life-Skills-Ansatz und fokussiert inhalltich auf Themen wie Umgang mit sozialem Druck, Stärkung der Medien- und Problemlösekompetenz sowie gesundes Ernährungs- und Bewegungsverhalten. Methodik: Das Programm wurde an Gymnasien und Gesamtschulen von Lehrern durchgeführt. Die Evaluation erfolgte in einem längsschnittlichen Kontrollgruppen-Design mit drei Messzeitpunkten. Insgesamt liegen Daten von 891 Schülerinnen und Schülern (45,8% Jungen) im Alter von 10–16 Jahren vor. Damit konnten noch rund 80% der Gesamtstichprobe nachbefragt werden. In der Baselineerhebung, der 3-Monats- und der 1-Jahres-Katamnese wurden jeweils die Esstörungssymptomatik (EAT-26), die Körperunzufriedenheit (EDI-2, CDRS), der Selbstwert (CHQ), der erlebte Mediendruck (SATAQ) und sozialer Druck (FASD) sowie die Bedeutung des Aussehens (ASI) erhoben. Ergebnisse: Die EAT-Werte lagen bei 4,7% der Schüler im klinisch-auffälligen, bei 11,2% im subklinischen Bereich. Die Ergebnisse der 3-Monats- und 1-Jahres-Katamnese sind vielversprechend. Mit Ausnahme des Selbstwerts zeigten sich in allen Bereichen signifikante Effektstärken, wenn auch erwartungsgemäß im niedrigen Bereich (Cohens d zwischen 0,12 bis 0,22). Während sich bei den Jungen langfristig keine Effekte auf die Essstörungssymptomatik nachweisen ließen, konnten solche Effekte bei den Mädchen nachgewiesen werden (d=0,25). Die Ergebnisse zeigten sich größtenteils auch noch, wenn eine ITT-Analyse durchgeführt wurde. Fazit: Die vorliegenden Ergebnisse unterstützen die Wirksamkeit des POPS-Programms und zeigen, dass primäre Interventionsprogramme auch von Lehrern erfolgreich umgesetzt werden können. Zur Steigerung der Nachhaltigkeit sollten Nachschulungen und spezielle Angebote für die besonders auffälligen Schüler und Schülerinnen erfolgen.