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DOI: 10.1055/s-0030-1265774
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Tinnitus – Retraining-Therapie ist effektiv
Publication History
Publication Date:
23 August 2010 (online)
Zwischen 6 und 30% der Bevölkerung leiden an einem Tinnitus. Viele Patienten "gewöhnen" sich daran, jedoch wird der Tinnitus bei etwa 1% zur enormen Belastung. Die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) kann vielen Patienten Erleichterung bringen - so das Ergebnis einer Studie von Egisto Molini et al. von der Universität Perugia in Italien. Eur Arch Otorhinolaryngol 2010, 267: 51–56
Die Autoren untersuchten zwischen 2002 und 2006 insgesamt 117 Patienten. Diese litten im Durchschnitt 7,6 ± 8,3 Jahre unter Tinnitus und/oder Hyperakusis (mind. 1 Jahr, maximal 41 Jahre). Der Studienzeitraum betrug 18 Monate, in dem die Patienten insgesamt 8-mal befragt wurden. Die Patienten wurden sowohl HNO-ärztlich als auch internistisch untersucht.
Per Fragebogen wurde ermittelt, wann und unter welchen Umständen die Beschwerden begonnen haben. Des Weiteren wurden die Patienten dazu befragt, wie stark sie die Beschwerden tagsüber wahrnahmen und in welchem Maß sie sich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sahen. Zusätzlich wurde das Tinnitus Handicap Inventory (THI) eingesetzt. Schließlich konnte jeder Patient einer Jastreboff-Kategorie zugeordnet werden: 0 = der Tinnitus stellt nur ein minimales Problem dar, 1 = der Tinnitus ist bedeutsam, die Hyperakusis jedoch nicht, 2 = sowohl der Tinnitus als auch die Hyperakusis sind ein bedeutsames Problem, 3 = der Tinnitus ist irrelevant, doch die Hyperakusis ist mit oder ohne Tinnitus ein großes Problem, 4 = die Hyperakusis ist nach der Exposition gegenüber Lärm verstärkt. Die Patienten wurden entsprechend der Jastreboff-Kategorie behandelt. Therapie bei Kategorie 0 beinhaltete Counseling, Vermeidung von Stille, Sound-Enrichment am Tag, Rauschgerät in der Nacht. Patienten der Kategorie 1 erhielten Counseling, Sound-Enrichment tags und nachts und Rauschgeräte, die der Kategorie 2 bekamen Counseling, Hörgerät plus Sound-Enrichment sowie Rauschgeräte tags und nachts. Patienten der Kategorie 3 wurden mit Counseling für die Hyperakusis, bilaterale Rauschgeräte und akustischem Wahrnehmungstraining mit angenehmen Geräuschen von wachsender Intensität behandelt. Die Therapie der Kategorie 4 bestand aus intensivem Counseling zur Hyperakusis, bilateralen Rauschgeräten und akustischem Wahrnehmungstraining.
Es wurden 81 Patienten therapiert. Die 18-monatige Behandlung war bei 64 Patienten (79%) erfolgreich. Als erfolgreich galt die Behandlung, wenn der THI-Grad 1 betrug und der Tinnitus die Patienten nicht zum Aufgeben von Aktivitäten zwang. Patienten, deren Therapie keinen Erfolg zeigte, litten zu Beginn an einem THI-Grad von mindestens 3. Der Erfolg hing auch von der Compliance ab: Bei knapp 92% der Patienten, die die Anweisungen vollständig befolgten, war die Behandlung erfolgreich. Von den Patienten die nur das Counseling und das Sound-Enrichment nutzten, beendeten nur 73% die Therapie erfolgreich.