Laryngorhinootologie 2009; 88(7): 442-443
DOI: 10.1055/s-0029-1233423
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Speicheldrüsenkarzinom - Bei Rezidivchirurgie intraoperativ bestrahlen

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Publication Date:
02 July 2009 (online)

 

Speicheldrüsenkarzinome rezidivieren in 10 bis 25 % aller Fälle. Da häufig schon in der Erstlinientherapie bestrahlt wurde, kann eine erneute Strahlenbehandlung problematisch sein. Eine Option könnte die intraoperative Radiatio (IORT) bei Resektion des Rezidivs sein. Head Neck 2008; 30: 2–9

A. M. Chen et al. resezierten bei 99 Patienten Lokalrezidive eines Speicheldrüsenkarzinoms. 81 Patienten (82 %) hatten im Rahmen der Behandlung des Primärtumors bereits eine Bestrahlung erhalten. 37 wurden intraoperativ erneut einer Strahlentherapie mit einer medianen Dosis von 15 Gy unterzogen. 14 Patienten erhielten nach der Operation eine Strahlentherapie in einer Dosis von im Median 54 Gy. Eine adjuvante Chemotherapie bekamen 9 Patienten. Die Histologie der resezierten Rezidive entsprach den Primärtumoren: 28 Patienten litten an einem Mucoepidermoidkarzinom, je 23 an einem Adeno- bzw. adenoidzystischen Karzinom. Einen malignen Mischtumor wiesen 9 Patienten auf, 5 ein Plattenepithelkarzinom, 4 ein undifferenziertes Karzinom. Weiterhin litten 3 Patienten an einem Azinuszellkarzinom, 2 an einem duktalen Karzinom und 2 an einem myoepithelialen Tumor. Die mediane Größe des Rezidivs betrug 3,9 cm. 70 % der Resektate hatten positive Ränder, 82 % zeigten eine perineurale Invasion und 62 % eine Muskelbeteiligung.

Die intraoperative Bestrahlung führte nicht zu fatalen perioperativen Komplikationen. Aufgrund einer oberflächlichen Wundinfektion benötigten 2 Patienten Antibiotika (i.v.). Ein Patient entwickelte 4 Monate nach der Bestrahlung eine Kieferklemme, die nach einem Jahr Behandlung wieder verschwand. In einem weiteren Fall trat einen Monat nach dem Eingriff mit Bestrahlung plötzlich ein Gesichtsschmerz auf. Dieser wurde medikamentös behandelt und bildete sich nach 2 Jahren vollständig zurück.

Insgesamt erreichten die Onkologen unabhängig von der Behandlungsstrategie bei 88 % der Patienten eine lokale Kontrolle der Tumorerkrankung über ein Jahr, bei 75 % eine lokale Kontrolle über 3 Jahre und bei 69 % eine lokale Kontrolle über 5 Jahre. 32 Patienten entwickelten ein Lokalrezidiv.

Die Cox-Analyse ergab 2 signifikante prädiktive Faktoren für ein erneutes Lokalrezidiv: positive Resektatränder und das Fehlen einer IORT. Das progressionsfreie Überleben nach 5 Jahren lag bei IORT signifikant über dem bei einer rein operativen Versorgung (61 vs. 44 %, p = 0,02). Die Wahrscheinlichkeit des 5-Jahres-Ge-samtüberlebens betrug 34 %.

Im Median erlitten die Patienten nach 2 Jahren einen Rückfall, wobei 42% Fernmetastasen entwickelten. Die Autoren sind der Meinung, dass aufgrund der Häufigkeit von Fernmetastasen dringend systemische Therapieansätze benötigt werden würden, um die schlechte Prognose in dieser Situation zu verbessern.

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