Laryngorhinootologie 2009; 88(7): 440-441
DOI: 10.1055/s-0029-1233422
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Tinnitus - Mit Hörverlust andere Charakteristika als ohne

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Publication Date:
02 July 2009 (online)

 

Tinnitus geht häufig mit einem Verlust des Hörvermögens einher. M. Savastano et al. zeigten in der vorliegenden Studie, dass ein nicht unerheblicher Patientenanteil jedoch keine solche Einschränkungen aufweist und sich die Tinnituscharakteristika der beiden Gruppen deutlich voneinander unterscheiden. Eur Arch Otorhinolaryngol 2008; 265: 1295–1300

Savastano et al. analysierten in ihrer Studie die klinischen Charakteristika von Tinnitus sowohl bei Patienten mit normalem Gehör als auch bei solchen mit Schädigungen des Hörvermögens. Dazu untersuchten sie 520 HNO-Patienten, die alle mit einem Tinnitus vorstellig wurden.

Es handelte sich um 218 (42 %) Frauen und 302 Männer (58 %) im Alter zwischen 27 und 79 Jahren. Der Tinnitus trat in 54% der Fälle unilateral, in 35 % bilateral und in den restlichen Fällen im Kopf auf. Von den Patienten besaßen 223 (43 %) ein normales Hörvermögen, wohingegen 297 (57 %) ein Hördefizit aufwiesen. Dieses lag in den meisten Fällen in Form einer sensorineuralen Beeinträchtigung vor. Einerseits fühlen sich die Patienten mit Hörverlust statistisch signifikant (7,03 Punkte) subjektiv mehr gestört durch den Tinnitus als die Patienten ohne Hörverlust (4,5 Punkte). Dies betrifft die Einschätzung nach der Visuellen Analogskala. Betrachtet man jedoch die Werte des verwendeten Tinnitusfragebogens, so fühlten sich die Patienten mit Einschränkungen des Hörvermögens in den meisten Fällen vom Tinnitus geringfügig (17,2 %) bis leicht (25,2 %) beeinträchtigt. Normal hörende Patienten stuften die Störung hingegen häufiger als mittelmäßig (18,5 %) bis katastrophal (8,1 %) ein. Die Tinnitusdauer hatte dabei keine Auswirkungen auf den Grad der empfundenen Beeinträchtigung.

Die durchschnittliche Lautstärke des Tinnitus, bestimmt im Verhältnis zur subjektiven Hörschwelle, wurde in der normal hörenden Gruppe mit 14,98 dB und in der Gruppe mit Hörverlusten mit 28,45 dB notiert. Diese Differenz war statistisch signifikant. Auch hier hatte die Dauer des Tinnitus keine Auswirkungen. Patienten mit einer Beeinträchtigung des Hörvermögens benötigten signifikant höhere Masking Level als Patienten ohne eine solche (58,32 dB vs. 44,41 dB).

Bezüglich der Residualinhibition (RI) unterschieden sich die beiden Patientengruppen jedoch nicht. Bei einem Vergleich der Patienten mit und ohne Hörverlust zeigten sich bis auf die subjektive Beurteilung der Tinnitusintensität, die Tonhöhe und die Residualinhibition signifikante Unterschiede in den Tinnituscharakteristika.

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