Laryngorhinootologie 2009; 88(8): 504-505
DOI: 10.1055/s-0029-1233270
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Intravenöse Bisphosphonat-Therapie - Kiefernekroserisiko steigt mit Infusionszahl und -zeit

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Publication Date:
05 August 2009 (online)

 

Die intravenöse Gabe von Bisphosphonaten (BP) ist eine etablierte Therapie bei der Behandlung von benignen und malignen Knochenschäden. Eine gefürchtete Nebenwirkung ist die BP-assoziierte Osteonekrose des Kieferknochens. Neue Fakten zu Inzidenz und Risikofaktoren dieser Komplikation liefert nun eine retrospektive Studie aus den USA. Head Neck 2009; 31: 202–206

Stumpe et al. sichteten die Krankenakten aller Patienten, die zwischen Januar 2000 und April 2006 am University of Tennessee Cancer Institute in Memphis eine intravenöse BP-Therapie mit Pamidronat, Zoledronat oder beiden Substanzen erhalten hatten. Von jedem Patienten notierten die Forscher neben demografischen Daten und medizinischer Vorgeschichte eine Reihe therapierelevanter Faktoren, wie Art des verabreichten Präparats, Anzahl der Infusionen, Gesamtdosis, Dosierungsintervall und Therapiedauer. Die Diagnose Osteonekrose des Kieferknochens wurde anhand klinischer und radiologischer Kriterien gestellt. Patienten, die in der Kopf-Hals-Region bestrahlt worden waren, wurden von der Studie ausgeschlossen.

638 Patienten, die eine intravenöse BP-Therapie erhalten hatten, erfüllten die Einschlusskriterien. 6 von ihnen (0,94 %) – 3 mit multiplem Myelom und jeweils 1 mit Prostata-, Mamma- und Nierenzellkarzinom – entwickelten eine Osteonekrose des Kieferknochens. Bei 5 Patienten war der Unterkiefer betroffen, bei 1 der Oberkiefer. In 4 Fällen waren zahnärztliche Eingriffe vorausgegangen. Patienten, die an einer Kiefernekrose erkrankten, waren im Schnitt 17 Monate mit BP behandelt worden. Bei Patienten ohne diese Komplikation waren es durchschnittlich 9 Monate.

Patienten, die eine Osteonekrose entwickelten, hatten eine signifikant höhere Zahl an Infusionen bekommen als diejenigen ohne Osteonekrose (20,7 vs. 10,7, p = 0,016). Auch die Gesamtinfusionszeit war deutlich länger (42,7 vs. 17,7 h, p = 0,0036). Die Autoren fanden keine signifikante Beziehung zwischen dem Auftreten einer Kiefernekrose und Faktoren, wie Alter, Geschlecht, kumulative BP-Gesamtdosis, Dosierungsintervall oder Art des Primärtumors. Auch das Medikamentenregime (Pamidronat: n = 336, Zoledronat: n = 169, beide Substanzen: n = 133) hatte keinen Einfluss auf die Osteonekrose-Inzidenz.

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