Laryngorhinootologie 2009; 88(8): 540-541
DOI: 10.1055/s-0029-1220944
Der interessante Fall

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Selbstdesaktivierung mit Aspirin bei Analgetikaintoleranz

Self-desensitization with Aspirin in a Patient with Aspirin IntoleranceA. Rozsasi, T. Keck
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Publication Date:
26 June 2009 (online)

Einleitung

Das Analgetikaintoleranz-Syndrom (AIS) ist ein Syndrom, das durch eine Intoleranz gegenüber Acetylsalicylsäure oder andere nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), Nasenpolypen und intrinsisches Asthma gekennzeichnet ist. Der Intoleranz gegenüber Aspirin und anderen NSARs liegt ein abnormaler metabolischer Shift von Arachidonsäure in Richtung des Lipoxygenase-Stoffwechselwegs und einer Überproduktion von Cysteinyl-Leukotrienen (Cys-LTs) zugrunde (Szczeklik A et al. Aspirin-induced asthma: Advances in pathogenesis, diagnosis, and management. J Allergy Clin Immunol 2003; 111: 913–921., Berges-Gimeno MP et al. Long-term treatment with aspirin desensitization in asthmatic patients with aspirin-exacerbated respiratory disease. J Allergy Clin Immunol 2003; 111: 180–186.). AIS ist ein relevantes klinisches Problem, dem nur wenige therapeutische Möglichkeiten entgegengehalten werden können. Patienten mit AIS können durch eine kontrollierte Gabe von niedrigdosiertem Aspirin desaktiviert werden. Bis heute ist die ideale Dosis der Dauermedikation mit Aspirin nicht gefunden (Pfaar O et al. Aspirin desensitization in patients with aspirin intolerance and nasal polyps – a new therapeutic approach by the intravenous route. Allergologie 2006; 29: 322–331, Nizankowska-Mogilnicka E et al. EAACI/GA2LEN guideline: aspirin provocation tests for diagnosis of aspirin hypersensitivity. Allergy 2007; 62: 1111–1118). In einer eigenen Studie konnte jüngst gezeigt werden, dass eine Dauertherapie mit 300 mg Aspirin täglich eine sichere und effektive Therapie des AIS darstellt (Rozsasi A et al. Long-term treatment with aspirin desensitization: a prospective clinical trial comparing 100 mg and 300 mg aspirin daily. Allergy 2008; 63: 1228–1234).

Alle Aspirinprovokationen werden in der Univ.-HNO-Klinik Ulm unter stationären Bedingungen durchgeführt, um bei eventuellen pseudoallergischen Reaktionen bereits bei minimalen Dosen von Aspirin intervenieren zu können. Alle Patienten erhalten einen intravenösen Zugang und ein EKG-Monitoring während der initialen Titrationsphase (Szczeklik A et al. Aspirin-induced asthma: Advances in pathogenesis, diagnosis, and management. J Allergy Clin Immunol 2003; 111: 913–921, Rozsasi A et al. Long-term treatment with aspirin desensitization: a prospective clinical trial comparing 100 mg and 300 mg aspirin daily. Allergy 2008; 63: 1228–1234.) Die Indikation zur Aspirinprovokation besteht bei Patienten mit einer Vorgeschichte von asthmatischen Reaktionen nach Einnahme von Aspirin, rezidivierender Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSNP+) und Asthma. Patienten, die bisher keine Aspirinintoleranz zeigten, aber diese nicht ausschließen können, da sie in den letzten Jahren kein Schmerzmittel nehmen mussten, und Vorliegen einer Rezidivpolyposis nasi und Asthma werden ebenfalls einer Aspirinprovokation zugeführt. Wegen der hohen Erfolgsrate bei der Aspirindesaktivierung während der letzten Jahre an der Univ.-HNO-Klinik Ulm beträgt die Wartezeit hierzu mittlerweile etliche Monate. Der hier vorgestellte Fall einer Aspirin-intoleranten Patientin nach vorausgegangener Nebenhöhlenoperation illustriert die Eigenprovokation und Dauertherapie mit Aspirin ohne medizinische Überwachung und Begleitung.

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