Dtsch Med Wochenschr 1925; 51(22): 901-904
DOI: 10.1055/s-0028-1136782
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die lokale Behandlung der Harnröhrengonorrhoe mit Silberglykosiden (Neoreargon)

E. Klausner, W. Wiechowski in Prag
  • Aus dem Pharmakologisch-Pharmakognostischen Institut der Deutschen Universität in Prag
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Publication Date:
23 May 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. Das Neoreargon hat sich ebenso reiz- und schmerzlos erwiesen wie das Reargon.

  2. Das Neoreargon bringt die Gonokokken prompter als das Reargon zum Verschwinden. Ursache hierfür dürfte der Umstand sein, daß die wäßrige Neoreargonlösung eine weit größere Konzentration an Silberionen hat, wie aus der Reaktion mit Chloriden hervorgeht.

  3. Darauf ist es zurückzuführen, daß bei einem gleichartigen Krankenmaterial mit Neoreargon eine wesentlich größere Anzahl von Abortivkuren gelang als seinerzeit mit Reargon. Gerade bei den Abortivkuren tritt die promptere Wirkung des Neoreargons auf die oberflächlich gelegenen Gonokokken besonders hervor.

  4. Es wurde durchgehends mit einer 5%igen Lösung von Neoreargon gespritzt, doch soll das ausdrücklich nicht als eine allgemeine Regel aufgestellt werden, sondern hinsichtlich der Konzentration den weiteren Erfahrungen der Praktiker die Ermittelung der zweckmäßigsten Verhältnisse überlassen bleiben.

  5. Ebenso wie bei den Versuchen mit Reargon konnten auch bei denen mit Neoreargon sämtliche Fälle ohne Zuhilfenahme eines anderen Antigonorrhoikums oder Adstringens, insbesondere auch ohne Zuhilfenahme von Balsamika zur Heilung gebracht werden.

  6. Als das zweckmäßigste Vorgehen ergab sich:

    • Bei Abortivfällen (Definition siehe oben): an den ersten 2 Behandlungstagen je etwa 5 Injektionen in Abständen von 3 Stunden. (In den allermeisten dieser Fälle waren die Gonokokken am Ende des ersten Tages und nur in vereinzelten Fällen erst am 2. Tage aus dem Sekret verschwunden bzw. im mikroskopischen Präparat nicht auffindbar.) Vom 3. Tage an 3—4mal täglich Injektionen in gewohnter Weise. Fortsetzung dieser Behandlung eine Woche lang nach dem Verschwinden der Gonokokken.

    • In Fällen, die sich nicht zur Abortivbehandlung eignen: die gewöhnliche Behandlung wie mit dem Reargon. Auch hier: Fortsetzen der Injektionen eine Woche lang vom Zeitpunkte des Verschwindens der Gonokokken aus dem Sekret.

    • Zur Behandlung der Urethritis posterior wurden Druckspülungen mit 0,2%iger warmer Neoreargonlösung 2mal im Tage verwendet.

    • Bei Feststellung Littréscher Drüseninfektionen 1 mal im Tage im Anschluß an eine Injektion Massage über der Sonde.

    • Für die Harnröhrengonorrhoe der Frau wurden 1—2 Injektionen täglich mit der 5%igen Neoreargonlösung bzw. Stäbchen aus Gelatine mit Neoreargon verwendet. Bei der Zervixgonorrhoe hat sich das Einbringen von Neoreargon in Substanz mittels watteumwickelter Sonde in die Zervix als außerordentlich wirksam erwiesen.

    • Die von einigen Nachprüfern des Reargons beanstandete Beschmutzung der Wäsche, der natürlich auch von Neoreargon Gefahr droht, wurde durch Verordnung einer schwarzen Badehose mit Watteeinlage in jedem Falle vollkommen vermieden.

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