Dtsch Med Wochenschr 1923; 49(12): 382-384
DOI: 10.1055/s-0028-1131961
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Irreponible Dorsalluxation zweier Metakarpophalangealgelenke nebst operativer Reposition

 Sonntag
  • Vorstand des Chirurgisch-Poliklinischen Instituts der Universität in Leipzig
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Publication Date:
23 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Beschrieben wird 1 Fäll von irreponibler Dorsalluxation in den Metakarpophalangealgelenken 2 und 3 rechts bei einem 11 jährigen Knaben nach Fall vom Baume, wobei die Reposition durch Spaltung der eingeklemmten Kapselvorderwand von Arthrotomie dorsal erfolgt. Wie im vorliegenden Falle ist das Repositionshindernis meist wohl die eingeklemmte Kapsel an der Vorderwand. Gelingt die Reposition unblutig nach den üblichen Verfahren, auch unter Rotation, nicht, so ist baldmöglichst die blutige Reposition vorzunehmen unter Beseitigung des Hindernisses, also wohl meist der interponierten Kapselvorderwand. Die subkutane Diszision nach Jalaguier-Lejars empfiehlt sich dabei, wie Friedrich auch bemerkt, nicht, da sie unsicher und heutzutage (in der Aera der Asepsis) unnötig erscheint. Man wird vielmehr die Arthrotomie vornehmen; dabei genügt der auch von Klemm, Klapp und mir vorgeschlagene Längsschnitt auf der Streckseite, welcher zwar über die Art des Repositionshindernisses nicht immer vollen Ueberblick geben mag, aber zur Beseitigung desselben völlig ausreichen dürfte, während von Zöge-Manteuffel und Braun den volaren Schnitt wegen besserer Zugänglichkeit empfehlen. Man muß das Hindernis jedenfalls völlig beseitigen, also die Kapselvorderwand genügend durchtrennen, da sonst, wie wir in unserem Falle bemerkten, die Reposition nicht ganz und sicher erfolgt. Was das Vorkommen der irreponiblen Dorsalluxation im Metakarpophalangealgelenk 2—5 angeht, so scheint es nach der Literatur sehr selten zu sein. Die Luxationen selbst dagegen sind anscheinend nicht allzu selten, nach meiner Erfahrung jedenfalls nicht viel seltener als die am Daumen; sie dürften vom Patienten oder seiner Umgebung übrigens oft selbst reporniert werden; bemerkenswert ist die von mehreren Autoren und auch von uns beobachtete gleichzeitige laterale (in unserem Falle ulnare) Winkelstellung.

Nachtrag bei der Korrektur: Mittlerweile kam ein zweiter Fall von irreponibler. Fingerluxation zur Operation: 11jähriger Junge. Vor 5 Wochen beim Handstand stürzte ein zweiter junge so auf ihn, daß der rechte Zeigefinger gestaucht wurde. Arzt legte eine Schiene an. Nach 4 Tagen Krankenhausaufnahme auswärts. 5 Wochen nach der Verletzung wurde er vom Arzt hierher geschickt. Aufnahmebefund ergab typischen Befund einer dorsalen Luxation im Metakarpophalangealgelenk des rechten Zeigefingers im Röntgenbild war zugleich eine Abweichung nach der radialen Seite erkennbar. Es wurde sofort wie im ersten Fall operativ vorgegangen; dabei fand sich ebenfalls die Kapsel mit ihrer Vorderwand eingeklemmt neben alten Blutgerinnseln im Gelenkspalt; die eingeklemmten Massen wurden gründlich durchschnitten und ausgeschnitten, worauf die Reposition gelang und völlige Beweglichkeit eintrat ohne Neigung zur Reluxation. Heilung ungestört. Ergebnis bei de Nachuntersuchung 10 Wochen nach der Operation einwandsfrei bis auf etwas Beugbehinderung, welche aber durch mediko - mechanische Nachbehandlung gebessert werden dürfte.

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