Dtsch Med Wochenschr 1923; 49(8): 246-248
DOI: 10.1055/s-0028-1131895
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur klinisch-diagnostischen Bewertung des Zuckergehalts der Zerebrospinalflüssigkeit

A. Wittgenstein - Assistentin der Klinik
  • Aus der III. Medizinischen Klinik der Universität in Berlin. (Direktor: Geh.-Rat Goldscheider.)
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Publication Date:
23 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Der Zuckergehalt des Liquor cerebrospinalis wurde in einer größeren Anzahl normaler und pathologischer Fälle mittels der minimetrischen Methode von Mandel und Steudel bestimmt.

Der — im einzelnen sehr konstante — Normalwert lag zwischen 45 und 60 mg% und betrug etwa 50—80% des Blutzuckerwertes.

Bei Schwankungen des Blutzuckerwertes, welche die Grenzen des Physiologischen nicht überschritten (relative Hyperglykämie), wurde die Konstante des Liquorzuckerwertes nicht verändert.

Bei absoluter Hyperglykämie dagegen zeigte sich auch eine Hyperglykorachie.

Der erhöhte Liquorzuckerwert erwies sich von differentialdiagnostischer Bedeutung bei der Enzephalitis.

Die Epileptiker, die bald nach dem Anfall punktiert wurden, zeigten erhöhten Liquorzuckerwert, dagegen war bei 3 Fällen von hysterischen Krämpfen der Liquorzuckerwert normal.

Der Zuckergehalt des Liquor cerebrospinalis ist unter Umständen für die Differentialdiagnose Epilepsie oder Hysterie zu verwenden.

Bei den syphilitischen Erkrankungen des Zentralnervensystems ergaben sich Zusammenhänge zwischen dem Zuckergehalt und den sogenannten klassischen Reaktionen im Liquor, die es wahrscheinlich machen, daß bei Bewertung aller in Betracht kommenden Faktoren dem Zückergehalt der Zerebrospinalflüssigkeit auch bei den syphilitischen Erkrankungen des Zentralnervensystems differentialdiagnostische Bedeutung zukommt.

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