Dtsch Med Wochenschr 1913; 39(9): 412-415
DOI: 10.1055/s-0028-1128210
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Untersuchungen über Pylorospasmus und Pankreasfermente beim Säugling vermittels eines einfachen Duodenalkatheters

Alfred F. Hess
  • Aus dem Research Laboratory des Department of Health in New York City
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei Kindern bis zu zwei Jahren ist es leicht möglich, einen einfachen Nelatonkatheter 15 (F) durch den Magen in das Duodenum einzuführen. Dieser „Duodenalkatheter” ermöglicht die Unterscheidung von Pylorospasmus und Pylorusstenose, nötigenfalls unter Kontrolle des Röntgenschirmes und unter der Voraussetzung, daß keine organische Pylorusobstruktion vorliegt. In hierhergehörigen und nahestehenden Fällen kann der Katheter zur Duodenalernährung verwendet werden, ähnlich wie das beim Erwachsenen möglich ist. Die Einführung der Sonde scheint den Spasmus zu mildern.

Außer für diese praktischen Zwecke ist der Katheter auch für wissenschaftliche Untersuchungen verwendbar. Er gestattet direkte Gewinnung von Pankreassekret und ermöglicht z. B. die Feststellung, daß die drei Pankreasfermente einschließlich des diastatischen Fermentes bereits in den ersten Lebenstagen vorhanden sind. Bei Atrophikern liegt laut Ergebnis entsprechender direkter Untersuchungen keineswegs, wie gelegentlich angenommen wurde, ein merklicher Mangel an Pankreasferment vor. Bei manchen dieser Kinder findet sich neben Hyposekretion des Magens dünnes, wäßriges Darmsekret in reichlicher Menge und darin alle drei Pankreasfermente, Lipase allerdings nur in geringer Quantität („Paralytische Pankreashypersekretion” oder „Pankreassukkorrhoe”).

Auch bei manchen Fällen von Hypersekretion des Magens findet sich eine Pankreashypersekretion, die aber ganz andersartig ist. Hier ist wahrscheinlich die Drüse durch den gesteigerten Reiz des reichlichen Magensaftes zu erhöhter Tätigkeit angeregt („funktionelle Pankreashypersekretion”).

Mittels des Katheters kann auch die Erforschung des Icterus neonatorum auf neuem Wege in Angriff genommen werden. Bei Fällen von kongenitaler Obliteration der Gallenwege kann festgestellt werden, ob auch der Pankreasausführungsgang verschlossen ist oder nicht.

Der mit einer sterilen Gelatinekapsel versehene Katheter kann zur Entnahme von Dünndarminhalt zu bakteriologischer Untersuchung Verwendung finden (Enteritische Infektionen, Dysenterie, Typhus, Amöbenerkrankungen).

Bei einem typhuskranken Kinde fanden sich im Duodenalinhalt Typhusbazillen nahezu in Reinkultur.

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