Dtsch Med Wochenschr 1929; 55(39): 1619-1621
DOI: 10.1055/s-0028-1127303
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Sexualpathologie als Problem einer Medizinischen Anthropologie1)

Oswald Schwarz - Privatdozent für Urologie in Wien 1) Nach einem Vortrag, gehalten am 24. V. 1929 in einer gemeinsamen Sitzung des Münchner akad. Vereins für Psychologie und des Aerzte-Vereines.
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Publication Date:
13 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die pathogenetische Grundlage der Sexualstörungen ist ein psychophysischer Infantilismus. 2. Auch in ihrem Wesen sind die Sexualstörungen nichts anderes als Infantilismen, d. h. Ausdruck der Unreife, und das heißt wiederum des Zurückbleibens hinter einer Aufgabe. 3. Auch die so mannigfachen Erscheinungsformen der gestörten Sexualität können einheitlich verstanden werden als ein Stehenbleiben auf verschiedenen Stufen der Entwicklung zu einem normalen Sexualobjekt, normalem Sexualziel und einer normalen Exekutive. 4. Die Verwirklichung dieser Norm ist der Koitus; es gibt daher nur eine Sexualstörung: die Impotentia coeundi. 5. Der Infantilismus ist entweder ein primär konstitutioneller (in der Minderzahl der Fälle) oder ein sekundär psychogener, neurotischer (in der überwiegenden Mehrzahl). 6. Demgemäß ist die adäquate Therapie jeder Sexualstörung die Psychotherapie, neben der einer Physiotherapie derzeit nur eine unterstützende Rolle zukommt.

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