Dtsch Med Wochenschr 1955; 80(6): 214-217
DOI: 10.1055/s-0028-1116381
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die diagnostischen Kriterien der infektiösen Mononukleose

Robert J. Hoagland, Ekkehard Gill
  • Inneren Abteilung des U.S. Hospitals Heidelberg (Chefarzt: Col. R. J. Hoagland, M. D.)
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die Autoren erkennen in Ausnahmefällen die Schwierigkeiten der klinischen Diagnosestellung für die infektiöse Mononukleose an, betonen aber, daß bei peinlicher Beobachtung sämtlicher diagnostischer Kriterien, wie sie dargelegt wurden, die zweifelhaften Fälle verschwindend selten sein werden.

2. Eine Sicherung der Diagnose bei der infektiösen Mononukleose wird in praktisch allen Fällen durch Beachten einer Trias möglich sein, wie sie gegeben ist in

a) klinischem Bild (Anamnese, Befund);

b) dem Blutbild;

c) einem positiven serologischen Befund.

3. Unter den diagnostischen Kriterien ist als spezifisch lediglich der heterophile Hämagglutinationstest, Hanganatziu-Deicher-Reaktion, unter Anwendung der Absorptionstechnik in einer Auswahl von Fällen anzuerkennen. Es wird daran erinnert, daß zur Vermeidung unrichtiger Resultate del Kälteagglutinationseffekt Berücksichtigung finden muß, durch den Titererhöhungen auftreten; längeres Verweilen der Teströhrchen in Raumtemperatur vor Durchführung des Testes sichert erst richtige Resultate. Ein anfänglich negativer Agglutinationstiter bei einem auf infektiöse Mononukleose stark verdächtigen Krankheitsbild erfordert Wiederholungen der Tests. Dies ist deshalb nötig, weil in Ausnahmefällen ein später Umschlag zum Positiven beobachtet wird. Es ist hier wie z. B. bei der WaR, die bei negativem Ausfall auch wiederholt wird, wenn starker Verdacht auf Syphilis vorliegt und dann meist die Diagnose klärt.

4. Die bisherige Forschung über infektiöse Mononukleose, insbesondere bei Epidemien, bei der die diagnostischen Kriterien, wie sie hier dargelegt werden, nicht beachtet wurden, sollte für das Studium der infektiösen Mononukleose nicht mehr herangezogen werden.

5. Zur Vermeidung verwirrender Aspekte wird vorgeschlagen, bei der sogenannten Drüsenform bei Kindern mit negativem Agglutinationstest, aber sonst „typischem Bild”, die Bezeichnung infektiöse Mononukleose nicht mehr anzuwenden; statt dessen könnte sie als selbständiges Krankheitsbild von dieser abgetrennt werden, vielleicht unter Belassung des ursprünglichen Namens: Morbus Pfeiffer.

    >