Dtsch Med Wochenschr 2024; 149(07): 341
DOI: 10.1055/a-2057-4077
Editorial

„Unklarer Bauch“: Eine therapeutische Herausforderung

Unclear abdominal discomfort: A therapeutic challenge
Raja Atreya

Schon im Kindesalter wird jegliches körperliches Unwohlsein oftmals mit dem Bauch in Verbindung gebracht. Auch im Erwachsenenalter gehören Beschwerden im Gastrointestinaltrakt zu den am häufigsten geäußerten Gründen für eine ärztliche Vorstellung. Oftmals stehen funktionelle Beschwerden im Vordergrund, aber mögliche organische Erkrankungen sind immer abzuklären. Dieser „unklare Bauch“ ist ein Überbegriff für klinisch relevante abdominelle Beschwerden, deren Ursachen noch nicht bekannt sind. Im Gegensatz zum akuten Abdomen haben die betroffenen Patient*innen meist mildere Symptome und der Krankheitsverlauf ist weniger fulminant. Daher stellt dies uns oftmals vor eine therapeutische Herausforderung – zahlreiche Differenzialdiagnosen sind für die Abklärung der Beschwerdesymptomatik zu berücksichtigen – und häufig ist auch eine interdisziplinäre Versorgung notwendig.

In dem Beitrag von Frau Dr. Branchi und Herrn PD Dr. Schumann (Charité – Universitätsmedizin Berlin) werden zunächst anamnestische Differenzialaspekte der chronischen Diarrhö dargestellt und nachfolgend eine praxisrelevante Differenzierung der zugrunde liegenden Mechanismen vorgenommen. Nach der Vorstellung eines entsprechenden Algorithmus werden die Verfahren zur Diagnosestellung einer Zöliakie anschaulich erläutert. Besonderes Augenmerk wird des Weiteren auf die Vielfalt möglicher Symptomkonstellationen gelegt. Abgerundet wird der Artikel durch hilfreiche Hinweise auf diagnostische Fallstricke, welche oftmals zu fehlerhaften Diagnosen führen können.

Herr Professor Madisch (Centrum Gastroenterologie Bethanien im Agaplesion-Krankenhaus Bethanien in Frankfurt am Main) widmet sich in seinem Dossier Refluxsymptomen und Oberbauchschmerzen, welche in der täglichen Praxis ein häufig von Patient*innen geäußertes Leitsymptom darstellen. Hier ist prinzipiell ein breites Spektrum möglicher Diagnosen in Erwägung zu ziehen. Der gastroösophagealen Refluxkrankheit und der funktionellen Dyspepsie, 2 der häufigsten Erkrankungen und Beschwerdebilder des Gastrointestinaltraktes, werden anschließend bezüglich Pathogenese, Diagnosestellung und Therapiemöglichkeiten ausreichend Raum gegeben und wichtige Vorgehensweisen dargestellt.

Herr Professor Frieling (Klinikum Krefeld) stellt mögliche Ursachen akuter abdomineller Schmerzen in Abhängigkeit der Lokalisation dar und unterstreicht hier die Bedeutung eines interdisziplinären Vorgehens. Zudem werden chronische Bauchschmerzen, die bei Störungen der Darm-Hirn-Achse keinem Organsystem sicher zugeordnet werden können, betrachtet. Hierbei wird insbesondere die große Überlappung zwischen Reizdarmsyndrom und der symptomatischen unkomplizierten Divertikelkrankheit erörtert und entsprechende Therapieempfehlungen gegeben. Dabei werden auch die bestehenden Schwierigkeiten in der klinischen Praxis entsprechend dargestellt.

Allen Autoren und Autorinnen der Beiträge dieser Ausgabe sei für ihre fachlich und didaktisch exzellente Arbeit herzlich gedankt. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, darf ich viel Freude beim Lesen dieser praxisrelevanten Beiträge wünschen.

Ihr

Raja Atreya



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Article published online:
13 March 2024

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