Frauenheilkunde up2date 2024; 18(01): 69-85
DOI: 10.1055/a-1861-7909
Interdisziplinäre Themen

Palliativmedizin: von zeitgerechter Integration bis Umgang mit unerträglichem Leid

Susanne Gahr
,
Christoph Ostgathe
,
Tobias Steigleder

Palliativmedizin ist laut WHO die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung und deren Angehörigen, um bestmögliche Lebensqualität zu erreichen [1]. Die Linderung von Schmerzen und anderen Beschwerden – körperlicher, psychischer, sozialer und spiritueller Art – haben dabei höchste Priorität. Dieser Beitrag zeigt, wie Palliativpatienten in unterschiedlichen Phasen der Erkrankung unterstützt werden können.

Kernaussagen
  • Das Konzept der modernen Palliativmedizin beruht auf einer gemeinsamen Behandlung mit den ursprünglich behandelnden Ärzten und Pflegenden und ist hinsichtlich der Indikation nicht an einen Wechsel des Behandlungszieles (kurativ oder lebenszeitverlängernd oder symptomorientiert) gebunden.

  • Die Mitbetreuung durch die spezialisierte palliativmedizinische Versorgung kann zu einer Reduktion der Symptomlast und zu einer Besserung der Lebensqualität führen. Diese Effekte sind allerdings auch davon abhängig, dass die Mitbetreuung rechtzeitig begonnen wurde.

  • Der Einsatz von Screeninginstrumenten kann helfen, den richtigen Zeitpunkt der Integration zu identifizieren.

  • Der Aspekt des spirituellen Leides ist insbesondere herausfordernd und kann nur im Dialog zwischen Patient und Behandlungsteam erfasst werden.

  • Ein starker Partner in der Palliativversorgung sind die Hospizvereine, die stationär wie auch ambulant tätig sind und unterschiedliche Aufgaben übernehmen können.

  • Der Einsatz beruhigender, bewusstseinsreduzierender Medikamente im Sinne einer gezielten Sedierung ist möglich und sinnvoll, wenn trotz aller Maßnahmen belastende Symptome nicht zufriedenstellend gelindert werden können und für die Patienten unerträglich sind.

  • Die Dokumentation des Entscheidungsprozesses einer gezielten Sedierung, der Entscheidungsfähigkeit bzw. des mutmaßlichen Willens des Patienten ist unbedingt notwendig.

  • Die Integration der Palliativmedizin erstreckt sich von der rechtzeitigen Einbindung bis hin zum Umgang mit unerträglichem Leid am Lebensende.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. Februar 2024

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